Witten/Memphis. . Vor 40 Jahren starb Elvis Presley. Wir sprachen mit einem Menschen, der sein Erbe weiterträgt: der Presley-Interpret Aron King.

Mehr als eine Milliarde Tonträger hat Elvis Presley seit seiner ersten Single „That’s All Right, Mama“ unter die Leute gebracht. Er ist der unumstrittene König des Rock’n’Roll, eine Musik-Ikone für die Ewigkeit. Vor 40 Jahren ist der King gestorben. Man fand ihn, nur 42 Jahre alt, tot in seinem Badezimmer. Michael Minholz sprach über den toten Elvis und sein Wirken mit einem Elvis, der heute noch lebt: mit dem Wittener Presley-Interpreten Aron King.

Herr King, beginnen wir mit einem Quiz. Welche Aussage ist zutreffend? A) Elvis war in Wahrheit ein CIA-Spion und ist 1977 nach Argentinien ausgewandert; B) Er ist un­tergetaucht, heute Burger-Brater im Mittleren Westen und fährt dann und wann spaßeshalber zu den Gedächtnisfeiern in Graceland, die es für ihn gibt; C) Er war kein Mensch, sondern ein Alien und ist zu seinem Heimatplaneten zurückgeflogen; D) Elvis ist tot.

Aron King: Leider, leider, die Antwort lautet D, auch wenn ich mir das anders wünschen würde und diese bizarren Gerüchte nicht verstummen wollen.

Was würde Elvis heute machen, wenn er nicht gestorben wäre?

Er wäre jetzt 82. Das ist schon ein Wort. In seinen Einteiler aus Zeiten der Las Vegas-Show würde er also vermutlich nicht mehr klettern. Aber Musik war sein Leben. Ich denke, er würde immer noch dann und wann etwas im Studio machen und ansonsten vielleicht junge Künstler beraten.

Aron King
Aron King © NRZ

Was hätte er denn zwischen 1977 und 2017 gemacht – Rock’n’Roll?

Ganz rauszukriegen wäre das bei ihm nicht gewesen. Aber seine Sounds wären sicherlich moderner geworden, die knallige Neuauflage von „A Little Less Conversation“, die vor ein paar Jahren herauskam, hätte ihm bestimmt gefallen. Das wäre sein Style gewesen. Aber Disco oder HipHop und so? Niemals!

Was ist geblieben von Elvis in der heutigen Musik?

Ich bitte Sie, den finden wir überall wieder. Jeder Star von heute hat irgendwie mit Elvis angefangen. Schauen Sie sich Michael Jackson an, der kupferte sogar Elvis-Posen ab. Oder Prince. Sogar Queen haben „Jailhouse Rock“ neu aufgenommen, bei den Stones ist es die rockige Facette. Das geht durch die ganze Branche: von Helene Fischer bis ZZ Top. Und wissen Sie was? In 40 Jahren wird Elvis immer noch in der Musik präsent sein.

Was hätte sich Elvis sparen sollen?

Seine Filme. Er wollte zwar immer auch Schauspieler werden. Aber höchstens zwei, drei von diesen Filmen kann man sich wirklich angucken, und da durfte er nur seichte Liedchen trällern. Aber sonst? Der musste auf die Bühne, das war sein Ding. Zum Glück hat er es 1968 gemacht bei seinem Comeback. Und er hätte seinen Manager wechseln sollen. Der Colonel (Tom Parker, die Red.) sah in ihm meines Erachtens nur einen Goldesel. Ein anderer Manager, der den Menschen hinter dem „King“ nicht vergessen hätte, hätte vielleicht den Druck von ihm genommen. Wer weiß, ob Elvis dann noch leben würde.

Was war Ihr Elvis-Erweckungserlebnis?

Das gab’s so nicht. Diese Passion hat sich eher eingeschlichen. Meine Eltern sind musikverrückt. Papa Blueser, Mama Rock’n’Rollerin. Der erste Elvis-Song in meinem Leben war „Jailhouse Rock“. Den habe ich so oft gehört und dazu rumgezappelt, dass sogar meine Mama komplett genervt war. Ich habe mich dann so mit 14 weiter eingelesen in das Thema, was in dem Alter zugegebenermaßen schon sehr speziell ist. Mit 16 sah ich den ersten Elvis-Imitator live, der hieß Paul Casey und zauberte auf der Bühne mit allem Drum und Dran, vom Zarathustra-Intro bis zum Kostümwechsel. Danach sagte ich zu meinen Eltern: Ich will Elvis-Interpret werden.

Wie lautete die Antwort?

Mein Mutter sagte: Ganz ehrlich, mein Junge, lass es, du kannst doch gar nicht singen . . .

Ups. Wie haben Sie das geändert?

Ich nahm 14 Jahre lang Gesangsunterricht bei einer fantastischen Lehrerin, einer Folkwang-Absolventin. Jetzt geht’s, denke ich . . .

Stört es Sie, wenn man Sie Elvis-Imitator nennt?

An sich schon. Ich sehe mich eher als Interpret. Ich singe die Sachen ja doch auf meine Weise, ich kopiere sie nicht. Nur eins versuche ich immer genauso zu schaffen wie Elvis: die Leute mitzunehmen und immer alles zu geben. Der hatte eine Mörderkondition, so viele Bewegungen – und dabei so sicher singen! Am Ende der Show möchte ich immer so schwitzen und so platt sein wie Elvis. Dann weiß ich: Es war eine gute Show.

Nehmen wir mal an, Elvis wäre bei Ihnen im Publikum . . .

Ach, du liebe Zeit. Wenn ich das wüsste, würde ich mir vermutlich erstmal in die Hose machen.