Oberhausen. . Mutig will er sein: Florian Fiedler ist Oberhausens neuer Schauspiel-Chef. Wir befragten ihn - und taten es mit leichter Zufallsquote.

  • Florian Fiedler ist neuer Intendant am Theater Oberhausen und Nachfolger Peter Carps. Mit 40 ist er der jüngste Theaterchef der Region
  • Wir trafen ihn zum Interview mit Zufalls-Faktor. Fiedler zog Lose und vervollständigte Sätze. Er ließ sich gern auf das Experiment ein
  • Lesen Sie seine Ansichten zu Trump, Steuergeldern, Kitsch, Katzen, konservativen Zuschauern, fallenden Vorhängen und vieles mehr

Alles auf Anfang in Oberhausen? „Bitte bei Carp klingeln“, ruft Florian Fiedler dem Möbelspediteur durchs Handy zu. Peter Carp war der alte Theaterchef, Fiedler ist der neue – und Carps Nachmieter. Auf der Bühne aber soll wenig bleiben wie es war. Und weil diese neue Intendanz nach Wundertüte klingt, verzichtete Lars von der Gönna bei der Begegnung auf die klassische Interviewform. Er brachte ein Kästchen mit Losen mit: darauf Sätze, die Fiedler vollenden sollte. Der zog blind. Hier das Ergebnis:

Donald Trump würde im Theater Oberhausen...

...unseren neuen Twitter-Account betreuen.

Das Gute daran, dass ich in meinem Leben nur einen Tag studiert habe...

...ist, dass ich mehr Zeit für die Praxis habe.

In meinen Inszenierungen würde Will Quadflieg...

...sich wie neugeboren fühlen. (lacht)


Richtig sauer werde ich, wenn...

...Leute Prinzipien über Menschlichkeit stellen.

Mein schönstes Ferienerlebnis...

...ist immer wieder Italien: das beste Essen, der beste Kaffee, das Meer, die Städte, die Menschen...

Wenn ein Zuschauer schon in der Pause geht...

... kann ich das manchmal verstehen.

Florian Fiedler spricht über Ferienerlebnisse, Gründe, wütend zu sein, Steuergelder

Wenn der Vorhang fällt...

...sieh hinter die Kulissen

die Bösen sind oft gut

und die Guten sind gerissen.

Geblendet vom Szenario
erkennt man nicht:

die wahren Dramen
spielen nicht im Rampenlicht...

Ist das von Ihnen?

Nein! Das ist doch von „Freundeskreis“.

Sorry, dass ich das nicht kannte. Ich könnte demnach in Ihren Inszenierungen überfordert sein...

Dazu geht man ja auch ins Theater, um ein bisschen überfordert zu werden.

Oberhausens neuer Intendant will sein Team entlasten und gut bezahlen

Mit Steuergeldern möchte ich am liebsten...

...ein tolles Theater machen, aber auch Menschen gut bezahlen und Stellen schaffen – damit zum Beispiel genug Techniker und Technikerinnen da sind, wir mehr spielen können und das Team sich nicht immer wieder überarbeiten muss.

Menschen gehen so gern ins Musical, weil...

...es safe ist. Man geht in diese Stücke wie in eine Badewanne, da passiert nichts, was einem unangenehm ist. Man weiß sogar, an welcher Stelle man wahrscheinlich weinen wird. Ich kann das verstehen, habe ja selbst als Musicalfan angefangen, ich hab’ Ballett gemacht und so. Ich fand das mal richtig toll, irgendwann wollte ich mehr gefordert werden.

Das Schlimmste am Theater...

...ist, wenn es langweilig ist.

Ohne Theater...

...bin ich im Urlaub, entspannt, auf Reisen. Das geht sehr gut!

Für konservative Zuschauer ist mein Theater...

...angenehm lebendig, leicht und unterhaltsam. (lacht herzhaft)

Wichtig ist Florian Fiedler, dass Theater mutig ist. Das heißt für ihn: etwas riskieren

Mein Theater nenne ich „mutig“. Unmutiges Theater ist...

... wenn niemand etwas riskiert, wo Leute sich nicht angreifbar machen. Dann ist das Ergebnis langweilig und überflüssig.

Mein erstes Theaterstück...

Das ist ‘ne schöne Frage. Das war „Feuermann und Regentrude“ am Ohnsorg-Theater Hamburg. Der Feuermann hatte so Lämpchen an den Fingern. Ich war höchstens vier. Zu Hause hab’ ich sofort aus meiner Lego- Eisenbahn die Lämpchen ausgebaut, die mit Tesafilm an meine Hände geklebt, mich an den Trafo angeschlossen und das nachgespielt.

Von Rot-Weiß Oberhausen weiß ich...

...wer der Chef ist, Hajo Sommers, der hat mich zu einem Spiel eingeladen. Darauf freu’ ich mich schon.

Wenn ich ein Tier wäre...

... wäre ich eine Katze!

Haben Sie eine?

Ja (zeigt Handyfoto), das ist Rosa von Luxemburg – der Name ist eine Verneigung vor Rosa Luxemburg und Rosa von Praunheim.

Meine Kitsch-Ader...

...ist sehr ausgeprägt!

Das Schönste außerhalb des Theaters...

... ist die Beziehung zu meiner Frau.

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ZUR PERSON

„15 Jahre Regisseur, davon zehn Jahre in Leitungspositionen“, stellte sich Florian Fiedler in Oberhausens Kulturausschuss vor. Mit 40 ist der Hamburger der Benjamin unter den Intendanten im Revier.

Fiedlers letzte Station war das Junge Schauspiel Hannover. Am 22./23. September feiert er seinen Amtsantritt mit einem großen Eröffnungswochenende.