Duisburg. Zum Finale des Klavier-Festival Ruhr 2017 erlebte das Publikum eine wahre Sternstunde: Meisterpianist Grigory Sokolov spielte in Duisburg.
Das Allerschönste ganz zum Schluss, da sind wir längst eingesponnen in den Kokon des magischen Klangs und der hinreißenden, traumschönen Poesie: Verzaubert vom Meisterpianisten Grigory Sokolov, der als letzte seiner sechs Zugaben Debussys Prélude „Canope“ zelebriert, sanft, ruhevoll. Im Saal sonst kein Laut. Musik in absoluter Stille – ein Wunder.
Sternstunden des Hörgenusses: Wer wüsste sie zuverlässiger zu bescheren als Grigory Sokolov. Immer wieder hat er dies, als Dauergast des Klavier-Festivals Ruhr, aufs Schönste bewiesen. Seit 1993 tritt er dort auf, damals noch ein Geheimtipp, heute einer der Besten. Er hat nun das Abschlusskonzert des Festivals gestaltet, in Duisburgs Mercatorhalle, mit Werken von Mozart und Beethoven.
Feinsinniger Gestalter
Sokolov beginnt dabei mit leichter Kost. Denn Mozarts Sonate Nr. 16 ist eigentlich Stoff für den jungen Klavierschüler. Nur dass hier ein feinsinniger Gestalter sich der Veredelung hingibt. Aus der kleinen Sonate wird ein Juwel voller Esprit, dynamisch glänzend abgestuft, markant und kristallin klingend.
Das Gespür fürs Detail, für jede Farbe und Stimmung ist hervorstechendes Markenzeichen des russischen Pianisten. Mozarts Fantasie und Sonate c-moll gerät so im Kern zum dunkel grundierten Zwilling. Nur hier und da feine Aufhellungen.
Pianistische Herausforderung
Doch im Blick hat Sokolov vor allem die Dramatik dieser Musik. Mozart rückt in solchen Momenten nah an Beethoven, von dem zwei Spätwerke das Programm runden, die beiden zweisätzigen Sonaten op. 90 und op. 111, seine letzte, eine der größten pianistischen Herausforderungen.
Robust geht der Interpret ans Werk, aber auch ungeheuer feinnervig. Spannung und innige Empfindung wechseln. Und Sokolov schafft es, die Arietta und deren Variationen zur großen Einheit zu formen. Beethovens letzter Sonatensatz als wundervolle Poesie, als Türöffner ins Reich der Romantik. – Rauschender Applaus und eben sechs betörende Zugaben.