Leander Haußmann verfilmt Jan Weilers Bestseller-Reihe: Familiärer Kino-Klamauk mit Starbesetzung
Die gute Nachricht ist, dass man tatsächlich mit der ganzen Familie ins Kino gehen kann; denn pubertierende Kinder wie ihre vollhorstigen Eltern kommen gleichermaßen schlecht weg – und die Gags ploppen auf wie Popcorn, schnell, leicht und erwartbar. Leander Haußmann verfilmt also Jan Weilers Kolumnen-Reihe um „Das Pubertier“: Er stellt dem zerzausten Schriftstellerpapa Jan-Josef Liefers die tüchtige Karrieremama Heike Makatsch zur Seite, garniert das Paar mit dem kiffenden Kriegsreporter-Nachbarn Detlev Buck und dessen garstiger Gattin Monika Gruber und schickt Justus von Dohnányi als grauenvoll vorbildlichen Schulpflegschaftsvorsitzenden ins Feld (im sportlichen Radlerdress natürlich). Ja, auch in der Münchner Vorstadt wohnen Horrorclowns!
Geleitet von diesen fragwürdigen Erziehungsberechtigten muss Carla (Harriett Herbig-Matten) ihre erste richtige Party geben – darf man Bier trinken, wenn man 14 wird? Klar, wenn Papa die „Alkoholfrei“-Etiketten überklebt. Pickel und erste Küsse, Handy-Wahn und Wutanfälle und die Kunst, ein Pubertier aus dem Tiefschlaf zu reißen (mit Hilfe von riesigen Boxen, die links und rechts neben das Bett gestellt werden): Stellen wir uns ein Klischee vor, irgendeines, das sich rund um die radikale, schmerzliche Umbauphase im Teenagergehirn rankt – hier wird es ganz sicher bedient. Darüberhinaus fallen die Väter vom Himmel (weil sie auf dem Dach den feiernden Teens hinterherspioniert haben) und die Mütter aus allen Wolken, als die Party auf der Polizeiwache endet – den Drogen des Nachbarn geschuldet, die Kleinen durften ja keinen Alkohol.
Überhaupt scheinen hier die Erwachsenen die größeren Kindsköpfe, lernunfähig und ignorant, während die Jugendlichen die Kunst des Durchwurstelns früh geübt haben. Und sich die entscheidenden Tipps fürs weitere Leben in eiligen Telefonkonferenzen mit ihren Freundinnen holen – während sie die Eltern gerade mal noch als Kreditkartengeber schätzen.
Kurz: eine zwar erkenntnisfreie, gleichwohl launige Familienkomödie, die über anderthalb Stunden immerhin keinen weiteren Schaden anrichtet.
Band drei der Pubertier-Serie
Über eine Million Mal haben sich die ersten beiden Bände von Jan Weilers Pubertier-Kolumnen verkauft. „Und ewig schläft das Pubertier“ (Piper, 176 S., 14 €) zeigt einmal mehr, wie wortwitzig und hintersinnig Weiler von familiären Verwerfungen zu erzählen versteht, von väterlicher Überfürsorge und jugendlicher Mirdochegal-Stimmung.
Wenn es um Pausenbrotgestaltung (Gorgonzola mit Birne!), Elternsprechtage und Kleidervorschriften geht, punktet Weiler als Gegenwartsdiagnostiker: Wie kann es sein, dass Hotpants eine Beleidigung fürs Auge sein sollen, des Soziologielehrers Khaki-Weste aber nicht?