Dortmund. . Ohne Augenzwinkern geht’s nicht. Das Treffen von Ohrwurm und Oper in Dortmunds Konzerthaus bei „Klangvokal“ begeisterte das Publikum.

  • Opernsängerin trifft Schlagerkönig. Beim Dortmunder Klangvokal wurden Ohrwürmer aus Oper und Hitparade witzig zusammengeführt.
  • Roland Kaiser stand für die Charts, Sopranistin Simone Kermes für die große Oper – aber man ließ die Grenzen raffiniert fließen.
  • Das war ein quasi hürdenfreier Mix, der auch die Angst vor Klassik nehmen konnte. Kermes präsentierte sie wie Hits von heute.

Simone singt nicht, sie rockt. Bewegt sich zum treibenden „Beat“ der Musik, lässt die blonde Lockenmähne wehen, befeuert die Zuhörer. „Das war heavy“, strahlt sie das jubelnde Publikum an. Heavy? Ja. Ein „Oldie“? Ganz gewiss. Normal? Alles, nur das nicht. Bei der „Band“ handelt es sich um die Neue Philharmonie Westfalen unter Leitung von Eckhart Wycik, zu hören war eine Arie aus der Oper „Mitridate“ des Barockkomponisten Nicola Antonio Porpora; und die gefeierte Sopranistin Simone Kermes hat gerade die Kunst der Koloratur auf eine so herrlich augenzwinkernde Weise zelebriert, dass auch Michael Aspinall die Lachtränen gekommen wären. Von anrührender Intensität und bestechender Klarheit ist später ihre Belcanto-Arie „Il dolce suono“ aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“ – bis die abschließende Cabaletta wieder zum dynamisch rockenden Rhythmus-Feuerwerk wird.

Unter dem Titel „Berlin – Mailand – Hollywood“ stehen im Dortmunder Konzerthaus „Ohrwürmer“ aus drei Jahrhunderten auf einem wunderbar schrägen Klassik-Programm: Arien, Musical- und Filmsongs („Wizard of Oz“, „Herr der Ringe“) und Schlager. Denn die „Echo“-Preisträgerin, deren ungekünstelte Begeisterung wie ein Virus alle im Saal erfasst, ist nicht der einzige „Star“ an diesem Sonntagnachmittag. Auftritt des Kaisers. Roland mit Vornamen. Wenn der Grandseigneur des deutschen Schlagers „Alles, was Du willst“ anstimmt (jetzt sind die Bläser der Philharmonie gefordert) und Simone Kermes hinreißende Verzierungen und Koloraturen beisteuert, dann ist das zwar das einzige Duett.

Doch jetzt tritt endgültig ein, wozu die Sängerin von Beginn an aufgefordert hat: „Machen Sie mit, klatschen Sie mit, singen Sie mit!“ Das fällt bei den Hits von Kaiser naturgemäß leichter. Zum Schluss wird „Zu-ga-be“ gefordert. Man hätte auch „Por-po-ra“ rufen können.