Essen. . Richard Loving ist weiß, seine Frau Mildred schwarz: Das sorgt in den USA der 1950er-Jahre für Probleme. Jeff Nichols macht das zum Kino-Thema.
Dieses Foto hatte Symbolcharakter, denn danach wurde nicht weniger als die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika umgeschrieben. Das Bild zeigt einen Mann und eine Frau auf dem Sofa zu Hause. Der Mann hat den Kopf auf ihrem Schoß gebettet. Sie schauen sich eine Sendung im Fernsehen an. Beide lachen. Das Wichtige aber ist: Richard Loving ist Weißer, seine Frau Mildred hingegen von schwarzer Hautfarbe.
1958 hatten sie sich in Washington trauen lassen. Zurück zu Hause im ländlichen Virginia werden beide verhaftet und dem Richter vorgeführt. Der befindet die Mischehe als widernatürlich und verbannt die Lovings unter Androhung von Gefängnis für 25 Jahre aus Virginia. Als die Geburt des ersten Kindes ansteht, fahren die Lovings trotzdem zu ihren Familien.
Basierend auf einer wahren Geschichte
Nach einer wahren Geschichte zäumte der auf Festivals gefeierte, an der Kinokasse eher glücklose Independent-Filmautor Jeff Nichols („Take Shelter“) seine jüngste Arbeit auf, die er erneut in quasi-dokumentarischem Stil und bisweilen aufreizend langsamem Erzählfluss inszenierte. Mit sorgfältig rekonstruiertem Zeitkolorit ist das einfache Leben in den Südstaaten zu Beginn der 1960er Jahre eingefangen worden.
Das emotionale Kraftzentrum des Films aber sind die Hauptdarsteller, wobei Joel Edgerton die Attitüde des maulfaulen Maurers mit dem tumben Gesicht und den seitwärts herabschlurfenden Armen fast schon zur Karikatur überzieht.
Ein Lehrstück für Schulklassen
Umso intensiver strahlt dagegen die gebürtige Äthiopierin Ruth Negga, die in zartesten Nuancen das Bild einer zusehends von ihrem Selbstbewusstsein überzeugten Frau skizziert und dafür völlig zu Recht mit einer Oscar-Nominierung belohnt wurde. Der Film selbst wurde allzu selbstgewiss auf Oscar-Weihen getrimmt und wirkt beim Zuschauen eher wie ein Lehrstück für Schulklassen. Aber er klingt auch kraftvoll nach.