Marl. . Viel los in Marl: Dort gibt es einen Ableger der Skulptur-Projekte Münster, und ein neues Domizil fürs Skulpturenmuseum ist in Vorbereitung.
Als der Bildhauer Thomas Schütte 1987 ein gigantisch vergrößertes, lackglänzendes Kirschenpaar am Zweig bei den Skulptur Projekten Münster auf eine Betonsäule setzte, gab es heiße Diskussionen in der Bürgerschaft über den künstlerischen Wert dieser Kirschensäule. Nun hat Schütte für die Ausstellung „The Hot Wire“ in Marl, die als Ableger der aktuellen Skulptur Projekte in Münster konzipiert ist, eine Schwester-Skulptur geschaffen: Die „Melonensäule“, postiert auf dem Parkplatz am Marler Rathaus. Und sie wird den Bürgern vielleicht das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, erbitterte Debatten sind eher nicht zu erwarten.
Umzug in die Marschall-Schule?
Vor allem aber weist Schüttes Melonensäule den Weg vom Skulpturenmuseum Glaskasten im Erdgeschoss des Rathauses zum Skulpturenpark auf dem Alten Friedhof nebenan, der bald umgewidmet wird. Dort hat Bogomir Ecker etwa seltsam amorphe Mischwesen aus Pflanze, Mikrobe und Skulptur in die Bäume gehängt, und die Reihe aus vier gigantischen Guillotinen von Ian Finlay Hamilton verbreitet eine seltsame Mischung aus Schrecken und Frieden.
Am Rand dieses Parks liegt die ehemalige Hauptschule, die seit 2009 leer stand und auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 kurz als Erstaufnahmelager diente. In diese eingeschossige Schule mit grünen Innenhöfen und seitwärts von den lichten Hauptgängen abzweigenden Klassentrakten könnte eventuell das Skulpturenmuseum einziehen. Aus seinem jetzigen Domizil wird es wohl absehbar weichen müssen, weil die Marler aus ihrem Vorzeigebau der architektonischen Ruhrmoderne in einem Pionier-Projekt ein „soziales Rathaus“ machen wollen – in dem wäre dann für die Kunst kein Platz mehr. Sie wäre aber in der Schule, die 1966 von dem Marler Stadtplaner Günther Marschall (1913-1996) ebenfalls als Musterstück der Ruhrmoderne entworfen wurde, wohl kaum schlechter aufgehoben. Derzeit kommen hier schon einmal zwölf Video- und Klangkunstarbeiten des Skulpturenmuseums exzellent zur Geltung, Arbeiten von Christina Kubisch, Mattias Schamp (der mit einem Laubbläser eine Feder durch Marl jagt) und Charlotte Moth.
Im Souterrain des Glaskastens
Im derzeit noch genutzten Glaskasten sind derweil vier Dutzend Modelle von realisierten und nicht realisierten Skulptur-Projekte-Skulpturen für Münster zu sehen – im Souterrain. Das Erdgeschoss hingegen präsentiert jene Miniaturen von markanten Skulpturen in und um Münster, die 2007 von der französischen Konzeptkünstlerin Dominique Gonzalez-Foerster für die Skulptur Projekte angelegt wurden („Roman de Münster“). Und draußen wird einmal täglich Reiner Ruthenbecks Aktion „Begegnung Schwarz/Weiss“ wiederaufgeführt – 1997 hatte er die Aktion mit zwei Reitpferden, die sich irgendwo begegnen, für die Promenade von Münster konzipiert.