Dortmund. . Schauspiel mit „Live Animation“: Stanislaw Lems „Futurologischer Kongress“ in Dortmund

Was man unter einer Live Animation auf dem Theater zu verstehen hat, das konnte man in Dortmund bereits vor zwei Jahren erleben. Damals gab die Gruppe „sputnic“ ihren Einstand mit einer Bearbeitung von Michel Houllebecqs Roman „Die Möglichkeit einer Insel“. Die Schauspieler steuern dabei neben ihrer Rolle von einem Tisch aus bewegte Bilder im Hintergrund. Diese Methode, die trotz des digitalen Aufwands an die Anfänge der Kinematographie erinnert, hat „sputnic“ unter der Regie von Nils Voges jetzt auch bei Stanislaw Lems Science-Fiction-Klassiker „Der fututologische Kongress“ angewandt.

Sternenfahrer wird zur Frau

Lems satirischer Roman, der sich heute mit all seinen wunderbaren Wortschöpfungen als ein geradezu prophetisches Buch erweist, wird in Dortmund noch ein wenig mehr der Gegenwart angepasst. So reist der „Sternenfahrer“ Ijon Tichy (Frank Genser) mit seinem Freund Trottelreiner (Uwe Schmieder) jetzt zu einem futurologischen G 20-Gipfel in die Republik Costricana, wo man über die Überbevölkerung beratschlagen will. Zwar hat die Regierung des Landes die Luft bereits mit Bemben angeregt, psychotrop wirkenden Gutstoffen, mit denen die Bevölkerung ruhiggehalten werden soll. Trotzdem gibt es heftige Proteste vor dem Tagungshotel. Tichy flieht, doch er weiß der ganzen Psychopharmaka wegen schon bald nicht mehr, was Wirklichkeit ist und was Illusion. Es beginnt eine abenteuerliche Odyssee, quer durch die Zeiten, in deren Verlauf Tichy ganz nebenbei auch noch zur Frau wird.

Es mag zu Beginn nicht gerade leicht für die vier Akteure sein, die nicht nur ihre Texte parat haben müssen, sondern auch immer wieder Bildplatten mit verschiebbaren Fenstern einlegen sollen. Bis das synchrone Arbeiten im abgedunkelten Raum geschmeidig funktioniert, wirkt vieles noch zäh und papieren. Erst bei Ausbruch der Unruhen, die der live am Tricktisch agierende Musiker Tommy Finke begleitet, spürt man Leben in den bewegten Bildern. Hier und in den komplizierten Weltaum-Manövern Tichys wird ein wenig greifbar, was den Medienkünstlern und Designern von „sputnic“ vorgeschwebt haben mag.

Je weiter der Abend fortschreitet, desto öfter lösen sich Schauspieler vom Tisch und geben ihren Figuren in herkömmlicher Art Gestalt. Schließlich tut solch traditionelle Form des Theaters hin und wieder recht gut.

Termine: 18., 28. Juni; 7. Juli. Ort: Megastore Dortmund-Hörde. Karten: 0231 / 50 27 222