Berlin. . Wieder Single: Katy Perry nennt ihr neues Album „Witness“ ein besonders persönliches. Ein Gespräch über fromme Eltern, Kinder-Elend und Bob Dylan

Katheryn Elizabeth Hudson alias Katy Perry lebt den amerikanischen Traum. Sie hat 99 Millionen Follower auf Twitter, tritt bei Mega-Events wie dem „Super Bowl“ auf und hat Dates mit Männern wie Orlando Bloom. Mit „Witness“ bringt die 32-Jährige am Freitag ihr fünftes Album heraus, auf dem es tiefgründiger zugeht, als man es von der Pastorentochter aus Santa Barbara bisher gewohnt war. Katja Schwemmers sprach in Berlin mit ihr.

Miss Perry, stimmt es, dass Ihre Familie arm war, als sie aufwuchsen?

Kate Perry: Das stimmt. Aber ich hatte das Glück, im schönen Amerika zur Welt zu kommen, das sehr viele Annehmlichkeiten bereithält. Wir hatten trotzdem nie Geld, jedenfalls nicht so viel wie andere. Ich erinnere mich an Essensmarken, die meine Eltern bekamen, damit sie meine zwei Geschwister und mich satt bekamen.

Was machte das Leben so schwer?

Meine Eltern sind reisende Pastoren. Sie arbeiten beide für die Kirche. Wir waren abhängig von der Kirche und dem, was sie uns gaben, und das war ziemlich unbeständig.

Was gibt Ihnen die Arbeit als Unicef-Botschafterin?

Nun, es geht weniger darum, was es mir gibt. Es geht darum, die Aufmerksamkeit, die ich bekomme, auf Leute zu lenken, die sie nicht bekommen und zu sagen: „Darüber müssen wir reden!“ Auf meinen Reisen nach Madagaskar oder Viet­nam traf ich Kinder, die nicht mal ihre Grundrechte wahrnehmen können. Sie haben kein Essen auf dem Tisch, kein sauberes Trinkwasser, keine Chance auf Bildung, nicht mal ein Dach über dem Kopf. Diese Kinder leben in furchtbaren Umständen.

Es war jüngst zu lesen, dass Sie mit dem neuen Album so viel wie möglich von Ihrem authentischen Ich zeigen wollen. Müssen wir Sie jetzt Katheryn Hudson nennen?

Nein, denn der Kern von Katy Perry war immer schon Katheryn Hudson. Ich habe den Charakter Katy Perry aufgebaut – und sie hat sehr viel Spaß gemacht. Aber diesmal ist das Ziel, sich nicht hinter Schutzschilden zu verstecken und so viel Menschlichkeit wie möglich zu zeigen.

Sind Sie ein spiritueller Mensch?

Oh ja, ich fühle mich sehr zur Spiritualität hingezogen. Ich schöpfe viel Kraft aus der Meditation und von Gott. Meine Karriere hat in den Gospelchören der Kirchen angefangen. Das war eine schöne Zeit – beseelt, spirituell und sehr pur. Und ich möchte behaupten, dass diese Seite auch auf dem neuen Album durchkommt. Es steckt sehr viel Liebe und Schmerz in den Songs. Ich hatte da in letzter Zeit einiges zu verarbeiten.

In dem Song „Pendulum“ singen Sie mit einem Gospelchor.

Das Lied erzählt von Erkenntnissen des Lebens: Leute kommen und gehen, sie lieben dich, sie lieben dich nicht. Das Leben schlägt wie ein Pendel mal in die eine, dann in die andere Richtung. Aber egal, wie es gerade steht, du musst dir immer treu bleiben. Dann kommt das Glück von ganz allein zurück.

Welche Halbwertzeit hat man als Popstar?

Wenn ich mir eine Karriere wie die von Bob Dylan anschaue, die sich über so viele Jahrzehnte erstreckt, dann denke ich: Das ist mein oberstes Ziel, 30 Jahre oder mehr dabei zu sein und damit länger, als es mir irgendjemand im Internet zugetraut hätte. Die ersten zehn Jahre habe ich immerhin geschafft.

Wie sieht es eigentlich derzeit mit Ihrem Privatleben aus?

Ich bin wieder Single und schwer beschäftigt. Aber wenn mir der Richtige über den Weg läuft, wäre ich absolut offen für eine neue Beziehung.