Mülheim. . „Eine wirkliche Entdeckung“ nannte die Jury Autorin Anne Lepper und ihr Emanzipationsdrama „Mädchen in Not“: Nach zweistündiger Diskussion wurde der gebürtigen Essenerin (*1978) der mit 15 000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis zuerkannt.
„Eine wirkliche Entdeckung“ nannte die Jury Autorin Anne Lepper und ihr Emanzipationsdrama „Mädchen in Not“: Nach zweistündiger Diskussion wurde der gebürtigen Essenerin (*1978) der mit 15 000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis zuerkannt.
Leppers teils verspielter, teils bissiger Umgang mit Emanzipation und Geschlechterkampf sei nicht nur „eine hochaktuelle Diagnose“ der Gesellschaft (so Jurorin Cornelia Fiedler). Er beeindrucke auch aufgrund literarischer Querverweise, etwa dem Spiel mit Puppen, das sich schon bei E.T.A. Hoffmann findet – und auf der Bühne des Nationaltheaters Mannheim in eindrucksvolle Bilder umgesetzt wurde.
Vier zu eins Stimmen für Lepper
So fiel die Entscheidung für Lepper nach einer Diskussion, die auch die Beiträge von Clemens Setz („Vereinte Nationen“) und Olga Bach („Die Vernichtung“) würdigte, mit vier zu einer Gegenstimme (an Elfriede Jelinek, „Wut“). Anne Lepper, die Philosophie, Literatur und Geschichte studiert hat und Literarisches Schreiben in Bern, ist bereits zum zweiten Mal in Mülheim zu Gast – das erste Mal 2012 mit „Käthe Hermann“. Den Preis für „Mädchen in Not“ wird sie am 18. Juni entgegennehmen.
Weniger einmütig zeigte sich die Jury in der Beurteilung von Milo Raus beeindruckendem Doku-Drama „Empire“. Gehört ein solches Stück, das mit den und für die Protagonisten entwickelt wurde und nicht reproduzierbar ist, in den Wettbewerb? Einmal mehr flammte diese Debatte auf.
Zuschauervotum für Küspert
Wie Milo Raus Beitrag widmete sich auch das letzte der sieben Konkurrenzdramen, Konstantin Küsperts „europa verteidigen“, Europas Vergangenheit und Zukunft. Wo und wie begann der Gedanke der Verteidigung? Diese Frage zieht sich als roter Faden durchs Stück, das von den Wikingern bis zum deutschen Stammtisch Szenen und Stimmen sammelt. Ein Text, der der politischen Bewusstmachung verpflichtet ist und zugleich jedes Gutmenschentum hinterfragt. In der Inszenierung des ETA Hoffmann Theaters Bamberg geschieht dies mit fröhlicher Pappschild-Komik und Kostüm-Ironie, durchbrochen von eindringlichen Momenten. Für diesen Beitrag zu einem insgesamt politisch und gesellschaftlich aktuellen Dramen-Reigen erhielt Konstantin Küspert den Publikumspreis der „Stücke“.