New York. . Jetzt ist Donald Trump auch noch schuld daran, dass Roger Waters, der ehemalige Kopf von Pink Floyd, ein neues Album aufgenommen hat.
Ein Vierteljahrhundert hat Roger Waters geschwiegen. Jetzt macht der einstige Kopf von Pink Floyd seinem Unmut über die absurde politische Situation in den USA Luft: Sein Comeback-Album „Is This The Life We Really Want?“, das am Freitag erscheint, ist eine Breitsalve gegen die Trump-Regierung.
„Der Mann ist ein Vollidiot, der keine Ahnung von Politik hat. Er tritt von einem Fettnäpfchen ins andere, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er weitreichenden Schaden anrichtet“, echauffiert sich Waters beim Interview in New York. „Auch von Wirtschaft scheint er nicht viel zu verstehen. Wer heute noch auf Kohle, Öl und Atomkraft setzt, ist ein verdammter Dinosaurier, der in der modernen Welt nichts verloren hat.“ Klare Worte, mit denen der ergraute, aber immer noch drahtige 73-Jährige sich in der „Allianz“ oder „dem Widerstand“ gegen die aktuelle US-Regierungs nach vorn drängelt, wie er es mit zynischem Grinsen formuliert. Eben im Stile eines Rock-Rebellen, der sich als Bollwerk gegen den Imperator der Vereinigten Staaten von Gier, Hass und Ausländerfeindlichkeit versteht. „Das Tragische an ,The Donald’ ist aber, dass ich dieses Album im Grunde ihm verdanke – also dass er es war, der mich wieder kreativ gemacht hat. Denn ich hatte eigentlich nicht vor, eine Platte aufzunehmen, sondern eher ein Radio-Hörspiel. Nur: Daraus ist etwas ganz anderes geworden – weil ich es für wichtig hielt, Stellung zu beziehen. Und weil es kein anderer tut. Ich bin wirklich enttäuscht, wie wenig von meinen Kollegen kommt. Ich sage, was ich denke, und ich bin bereit zu kämpfen.“
Gegen Dummheit und Arroganz
„Is This The Life We Really Want?“, sein erstes Solo-Album seit 25 Jahren, ist denn auch eine einzige Anklageschrift – mit zwölf Stücken, die gegen Dummheit, Arroganz und fehlgeleiteten Nationalismus wettern und die Tradition des Konzeptalbums fortsetzen. „Es ist nicht so, als hätte ich das Format erfunden“, so der Brite, „aber ich nutze es gerne, um komplexe Geschichten zu erzählen.“ In diesem Fall über seine Ablehnung der modernen Welt – mit Kriegen, Rechtspopulisten, Polizeigewalt, Terror und Fake News, denen er Liebe, Poesie und klare, rationale Gedanken entgegenstellt – um seinen Hörer auf- und wachzurütteln, seine grauen Zellen zu stimulieren und sie zum Umdenken zu animieren. Etwa mit Stücken wie „Picture That“, in dem er Trumps Statement aufgreift, dass man „gar nicht gierig genug sein könne“. Oder „Déjà Vu“, mit dem er die These vertritt, dass es angesichts der vielen Ungerechtigkeiten auf diesem Planeten gar keinen Gott geben könne – oder er macht einen schlechten Job. „Dafür“, sagt Waters, „hätte man mich im Mittelalter glatt verbrannt.“
Über seine Zeit bei Pink Floyd von 1965 bis 1985 denkt er heute viel positiver als früher. „Das hat mich 20 Jahre Therapie gekostet“, lacht er. „Eben, mit den Vorwürfen klarzukommen, ich hätte die Band auf dem Gewissen – und gleichzeitig zu erleben, wie sich die Fans in den späten 80ern von mir abgewandt haben. Ich musste in halbvollen Clubs spielen – während meine Ex-Band Stadien füllte. Das hat echt wehgetan.“ Doch mittlerweile sei er mit sich und Pink Floyd im Reinen bzw. spiele die alten Stücke nur zu gerne. So auch auf der „Us + Them“-Tour, die im Sommer 2018 Station in Deutschland macht. „Das Set besteht zu 75 Prozent aus altem Kram und zu 25 Prozent aus Solo-Material“, verspricht Waters. Eine verlockende Aussicht.