Düsseldorf. . Leinwand-Miniaturen in Öl und Fotos in Serie: Die Düsseldorfer Kunsthochschule blättert mit einer Ausstellung 200 Jahre in Künstlerporträts auf.

Jörg Immendorff mit angelegtem Gewehr beim Tontaubenschießen. Markus Lüpertz vollkommen unfürstlich, mit Pulli und südländisch-tartarischem Oberlippenpelz (fotografiert von Georg Baselitz’ Sohn Daniel Blau). Und Sigmar Polke in gekonnter Faultier-Pose in einer Platane hängend: Es ragt, wie man sich auch dreht und wendet, die „jüngere“ Künstlerprominenz heraus, wenn die Galerie der Düsseldorfer Akademie Künstlerporträts aus 200 Jahren Hochschulgeschichte am Museumspublikum vorbeiparadieren lässt.

Gemalte Miniaturen und Fotoserien

Was Robert Fleck, ehemals Chef der Bonner Bundeskunsthalle und jetzt einer von 35 Akademie-Professoren da in rund 250 Fotografien, Gemälden und Grafiken zusammengetragen hat, ist weniger eine Ahnengalerie denn ein Familienalbum der Düsseldorfer Kunsthochschule vor allem seit den 60er-Jahren. Fleck hat auch auf die „Alte Sammlung“ zugegriffen, die bis auf die Klasse eines Wilhelm von Schadow zurückreicht. Gemalt sind da eher Rollenbilder wie das gottgleiche Malergenie, der Außenseiter oder der Dandy; ob sie alle diese Nasen, Augen, Ohren hatten wie auf der Leinwand, war weniger wichtig als Kleidung, Ausdruck, Dekor. Friedrich Boser (1809-1881), Spezialist für Porträts, fertigte gar „Freundschaftsgalerien“ der Düsseldorfer Malerschule in Dutzenden von Miniaturen. Denen ist in der Akademie-Galerie zwischen Altstadt und Rheinufer die legendäre Porträtserie gegenübergestellt, die der einstige Becher-Schüler Thomas Ruff Anfang der 80er-Jahre von seinen Mitstudenten anfertigte (das „Original“ hat er übrigens der neueren Akademie-Sammlung geschenkt, die seit 2005 auf stattliche 800 Werke angewachsen ist). „Ruffs Aktion“, ist Robert Fleck überzeugt, „war ein sozialer Vorgang, der die Akademie sehr bewegt hat“. Fotos wurden immer wichtiger, je mehr die Kunst vom klassischen Tafelbild weg- und in die Welt hinausging, mit Fluxus-Festivals, Happenings und Aktionen wie den Ein-Abend-Ausstellungen. Verändert haben sich auch die Ateliers: Aus den Dachkammer- und Hinterhof-Butzen in die aufgelassenen Fabrikhallen und Industrie-Lofts, bis sie bei Konzeptkünstlern wie Hans Haacke zum Büro wurden, wo Telefon und Schreibtisch die Stelle von Pinsel und Palette einnahmen.

Die Fotos von Angelika Platen und Erika Kiffl, von Benjamin Katz, Reiner Ruthenbeck und vielen anderen liefern eben nicht nur einzelne Porträts, sondern auch ein großes der Kunstakademie in jüngerer Zeit. Das berührendste Dokument ist allerdings ein aktuelles Foto vom 103-jährigen, erblindeten K.O. Götz mit seiner Lebensgefährtin, der Malerin Rissa, die sich an der Akademie kennengelernt hatten und beide als Professoren hier lehrten. „Liebe“, sagt K.O. Götz in dem kurzen Tondokument dazu, „ist: dem Ge­genüber Freiheit zu geben.“