Im neuen Buch von John Grisham jagen Ermittler eine korrupte Richterin – es geht Erpressung, Raub oder Mord.

Seit fast 30 Jahren schreibt John Grisham ein Buch pro Jahr. Mindestens eins. Mehr als 300 Millionen Exemplare hat er mittlerweile verkauft - dank seines neuen Werkes „Bestechung“ werden es noch einige mehr werden.

Der gelernte Jurist bleibt sich weitgehend treu, führt seine Leser hier allerdings nicht in einen Gerichtssaal oder eine Kanzlei, sondern zur Rechtsaufsichtsbehörde in Florida. Die greift immer ein, wenn irgendwo im Land ein Richter auffällig wird. Meist handelt es sich um Kleinigkeiten, dieses Mal aber scheinen die Agenten Lacy Stoltz und Hugo Hatch einen wirklich dicken Fisch an der Angel zu haben.

Es geht um Kasinos, die von Indianern in ihren Reservaten betrieben werden und sich schnell zu Steueroasen und Gelddruckmaschinen in einem entwickelt haben – mit eigenen Gesetzen, eigener Verwaltung und einer Peripherie aus Hotels und Freizeitanlagen, die fest in der Hand des organisierten Verbrechens ist. Erpressung, Raub oder Mord – der Mob schreckt vor nichts zurück. Denn er weiß eine korrupte Richterin in seinem Rücken, die Verfahren abweist, verschleppt oder manipuliert. Bis sich Stoltz und Hatch nach einem Tipp an ihre Fersen heften und dabei in tödliche Gefahr geraten. Das klingt jetzt allerdings spannender, als es ist. Denn Grisham erzählt gemächlich, schweift ab, verleiht seiner Hauptfigur zu wenig Ecken und Kanten.

Vor allem aber erzählt der 62-Jährige so distanziert und sachlich, dass man sich zeitweise in einer Dokumentation – wenn auch in einer interessanten – wähnt. Meister des Justizthrillers hat man Grisham genannt. „Bestechung“ ist immer noch ganz viel Justiz. Von einem Thriller aber ist es so weit entfernt wie Hercule Poirot von James Bond.

John Grisham: Bestechung. Heyne, 448 S. 22,99 Euro