„Guardians of the Galaxy Vol 2“ überrascht erneut durch nette Effekte – leitet aber vor allem das nächste große Abenteuer der Guardians ein.
Während die bunt leuchtenden Vorspanntitel damit strunzen, wer alles vor und hinter der Kamera an James Gunns „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ beteiligt ist, kämpft die wild zusammengewürfelte (Anti-)Heldentruppe mit einem scheußlichen Monster. Doch der Kampf findet nur im Hintergrund statt. In der Tiefe der 3D-Bilder verschwimmt er in Unschärfen. Im Vordergrund tanzt Baby-Groot, der kleine Ableger des Baum-Wesens aus dem ersten Teil, unbeschwert zu einem ELO-Song.
Eine spektakuläre Action-Sequenz verschwindet fast hinter einer ziemlich abgedrehten Musical-Nummer: Genau diese Art überraschender Entscheidungen und ungewöhnlicher Ideen haben den ersten „Guardians of the Galaxy“- Film vor drei Jahren zu einem der interessantesten im Kinokosmos des Comic-Giganten Marvel gemacht. Regisseur und Ko-Drehbuchautor James Gunn hatte die perfekte Balance zwischen Action und Komik, Pathos und Ironie gefunden.
Meisterhaftes Spiel mit Erwartungen
Mini-Groots entzückend ungelenker Tanz über ein intergalaktisches Schlachtfeld zieht einen umgehend in die bizarre Welt dieser Comic-Verfilmung hinein. Und natürlich belässt es Gunn nicht nur bei dieser verschrobenen Musical-Einlage. Mit dem Ende des Vorspanns verschiebt sich der Fokus und der Kampf gegen das Monster rückt ins Zentrum. Gunn beherrscht das Spiel mit Erwartungen des Publikums meisterhaft. Er weiß genau, in welcher Szene er sie enttäuschen kann und wann er sie erfüllen muss. So gelingen ihm immer wieder verblüffende und bezaubernde Szenen, die mal auf Emotion, mal auf Action setzen.
Doch anders als beim ersten „Guardians of the Galaxy“, in dem sich die einzelnen Elemente wunderbar zu einem ungeheuer mitreißenden Weltraum-Abenteuer zusammengefügt haben, ergibt das Ganze diesmal weniger als die Summe der einzelnen Teile. Wenn am Ende ein Schriftzug den nächsten Teil der „Guardians“-Serie ankündigt, ahnt man auch den Grund: „Vol. 2“ ist ein Film des Übergangs. Er leitet das nächste große Abenteuer der Guardians ein. Darauf deutet die Einführung von Ayesha (Elizabeth Debicki) hin, Hohepriesterin einer komplett im Reagenzglas entstandenen Alien-Rasse namens „Sovereign“, die neue, unnachgiebige Gegenspielerin des Guardian-Teams.
Anlehnung an die 70er und 80er
Regisseur Gunn begnügt sich über weite Strecken damit, einfach nur Lücken in den Hintergründen seiner Figuren auszufüllen. Dabei konzentriert er sich vor allem auf den von Chris Pratt gespielten Peter Quill. Der Anführer der Guardians, der von dem Weltraum-Piraten Yondu (Michael Rooker) aufgezogen wurde, begegnet erstmals seinem leiblichen Vater, dem göttlichen Wesen Ego (Kurt Russell), dessen Name Programm ist. So entwickelt sich aus einer zunächst rührselig gestimmten Familienzusammenführung einer der zentralen Konflikte des Films. Dabei geht es wieder einmal um das Schicksal des ganzen Universums, ein hübscher Anlass für so bunte atemberaubende Effekt-Sequenzen.
An die surrealen Bildfantasien des „Doctor Strange“, mit dem das Marvel Studio zuletzt im Superhelden-Genre visuell noch Maßstäbe gesetzt hat, reichen die „Guardians“ nicht heran. Sie bewegen sich in deutlich konventionelleren Bahnen, mit Anlehnung an die Weltraum-Spektakel der 70er- und 80er-Jahre. Allerdings verleiht er seiner Space Opera durch fast schon leitmotivisch eingesetzte bunte Farbexplosionen einen ganz eigenen Pop-Art-Charme. Der Rausch der Farben, dem sich Gunn in den großen Action- und Schlachtsequenzen immer wieder hingibt, kann aber nicht über die zerfasernde Handlung hinwegtäuschen. Der Film findet bei seinen ständigen Sprüngen zwischen parallelen Handlungssträngen zu keinem überzeugenden Rhythmus, was noch den Eindruck verstärkt, dass „Guardians Vol. 2“ eher als Überleitung zum nächsten Teil gedacht ist.