Dortmund. . Das Dortmunder Theater inszeniert Joel Pommerats rasante Liebeskomödie: „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“. Ein überaus lebhafter Abend.
„Warum wollen Sie sich scheiden lassen?“, fragt eine junge Frau die Dame neben sich. Die ist zwar seit 20 Jahren verheiratet, muss aber nun resigniert feststellen, dass es „nie eine Liebe gegeben hat zwischen uns“. Später an diesem Theaterabend wird eine Frau ihren Mann verlassen, weil Liebe allein eben doch nicht reicht. Es ist schon ein Kreuz mit diesem Gefühl, das man so liebt, von dem am Ende aber oft nur Leid übrig bleibt. Joel Pommerat hat darüber ein viel gespieltes Stück mit dem Titel „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ verfasst, das aus 20 theatralischen Miniaturen besteht und am Wochenende am Theater Dortmund Premiere hatte.
Paolo Magelli inszeniert das szenische Kaleidoskop am letzten Abendmahl Jesu entlang, der hier zwar noch Wasser in Wein verwandeln kann, dessen „Es werde Licht“ jedoch verpufft und auch keine Klarheit in das Gefühlsdickicht der Liebe zu bringen vermag. Der Regisseur drückt aufs Tempo, in 130 Minuten rasen zehn Schauspieler in 50 Rollen vorbei. Ein Schicksal nach dem anderen, wobei die Frauen oft am Rande der Hysterie agieren und die Männer eher Gefühlsverklemmung zur Schau stellen. Alles zwischen Groteske und finsterem Drama, Anleihen bei Schnitzlers „Reigen“ und Bergmans „Szenen einer Ehe“ inklusive.
Der Erfolg des Stückes liegt in der Formel ,mehr Woody Allen als Strindberg’ begründet. Und nicht selten gibt auch Paolo Magelli dem Affen zu viel Zucker, forciert die Lautstärke und lässt die Schauspieler ihre Figuren in jeder Hinsicht entblößen. Aber er kann auch auf die Bremse steigen, wenn es ernst wird wie bei dem jungen Lehrer, der offen über die Liebe zum Beruf und zu den Kindern spricht, was verbohrte Eltern gleich in Missbrauch übersetzen. Oder das des Ehemanns, der täglich seine Frau besucht, die kein Gedächtnis mehr hat und die er jedes Mal aufs neue erobern muss.
In Dortmund scheinen Pommerats Helden dem Reißbrett, auf dem sie sicher mal entwickelt wurden, weitgehend entronnen. Das hervorragende Ensemble ist daran nicht ganz unschuldig.