Jetzt droht er wieder, der Sonntag, vor dem alle das ganze Jahr lang Angst haben. Denn dann drehen sie nachts wieder an der Uhr. Die Folgen dieser geklauten Stunde gehen einem noch wochenlang nach.
Jetzt droht er wieder, der Sonntag, vor dem alle das ganze Jahr lang Angst haben. Denn dann drehen sie nachts wieder an der Uhr. Die Folgen dieser geklauten Stunde gehen einem noch wochenlang nach.
Die Sommerzeit ist ein Ärgernis. Der Biorhythmus findet sich nicht einfach damit ab, dass ihm 60 Minuten fehlen. Alles kommt aus dem Takt. Man wacht morgens um 6 Uhr völlig gerädert auf, weil der Körper weiß, dass es in Wahrheit erst Fünf ist. Nutzt trotzdem nichts, unsereins muss halt in die Eisen. Abends kommt man zum Ausgleich nicht ins Bett.
Erfindung des Krieges
Befürworter der jährlichen Manipulation der Normalzeit wenden gerne ein, dass der Bürger so die schönen hellen Sommerabende besser genießen kann. Aber welcher Arbeitnehmer sitzt tatsächlich um Zehn noch draußen und wendet die Würstchen auf dem Grill?
Vor allem mag ich die Sommerzeit nicht, weil sie eine Erfindung des Krieges ist. 1916 wurde sie in Deutschland erstmals eingeführt, um Energie zu sparen. Die zweite Sommerzeit-Offensive erfolgte 1940 aus ähnlichen Gründen. Unsere gemeinsame Europäische Sommerzeit pflegen wir in Deutschland seit 1980. Nach der Ölkrise ging es einmal mehr um das Thema Stromsparen. Deshalb kommen wir auch so schnell nicht wieder davon los, denn ein Aus für die Sommerzeit kann nur EU-weit funktionieren. Übrigens: Der Spareffekt der Sache ist nachgewiesenermaßen äußerst überschaubar.
Die Sonne macht, was sie will
Es ist ja ohnehin vermessen zu glauben, der Mensch könne die Zeit meistern. Wir können nur am Zeiger schrauben, mehr nicht. Die Sonne geht auf, wann sie will. Dass eine Vereinheitlichung der Zonenzeiten in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum sinnvoll ist, steht außer Frage. Aber warum kann man sich nicht auf eine Normalzeit verständigen, die das ganze Jahr über gilt, ohne Ende März seinem Wahlvolk unwiederbringliche 60 Minuten zu nehmen.
Wehe dem, der am Sonntag in den Dienst muss oder, schlimmer noch, ein Familienfest ausrichtet. Der sollte es nicht nur schaffen, eine Stunde lang für zwei zu ackern, die Arbeit wird ja nicht weniger, weil 3600 Sekunden fehlen. Der darf sich auch herzlich sorgen, ob die bucklige Verwandtschaft erst um 14 Uhr zum verkochten Menü aufläuft, weil sie die Zeitumstellung verschlafen hat.