Essen. Der Tod klopft häufig an Bühnentüren, aber diesmal gibt es viele Gründe, über seine Ankunft zu lachen. Jetzt war Premiere am Grillo-Theater.

  • Thees Uhlmanns Erfolgsroman „Sophia, der Tod und ich“ ist seit Freitag in einer Theaterfassung am Essener Schauspiel zu sehen.
  • Das Stück kreist mit viel Humor um ein eigentlich trauriges Thema. Es erzählt von den Begegnungen des Todes mit den Menschen.
  • Die Uraufführung wurde gefeiert – dank der Leichtigkeit des pointensatten Textes und der Spielfreude des Ensembles.

Unsichere Zeiten: Beziehungen brechen auseinander, Familien verlieren ihre Verbindung, und selbst der Sensenmann ist sich seines von übereifriger Konkurrenz bedrohten Jobs nicht mehr sicher. Thees Uhlmanns Erfolgsroman „Sophia, der Tod und ich“ spielt durchaus mit den Verunsicherungen unserer Zeit. Aber er bricht darüber nicht in Klagen aus, sondern fragt mit einem befreienden Lachen, was schlimmer sein könnte.

Es könnte auch schon ans Sterben gehen, von jetzt auf gleich. Das ist die Ausgangssituation dieser schrägen Geschichte, die so überdreht, so humorvoll, so lebensbejahend daherkommt, dass man ihr ein großes Publikum wünscht. Bei der gefeierten Essener Uraufführung verlässt sich Regisseur Tilman Gersch auf die Leichtigkeit des pointensatten Textes und die Spielfreude des Ensembles. Die Bühnentauglichkeit der Vorlage lotet Gersch nur ansatzweise aus. Vieles bleibt mehr Skizze statt Szene.

Thees Uhlmanns Erfolgsroman „Sophia, der Tod und ich“ als Bühnenstück in Essen

Die Welt, die Gersch dem namenlosen Ich-Erzähler zusammen mit Bühnen- und Kostümbildnerin Henrike Engel entwirft, ist ein Postkartenhaus. Tausende davon hat dieser bebrillte Nerd (Stefan Diekmann) an seinen kleinen Jungen geschrieben, der weit entfernt bei der Mutter lebt. Als der Tod persönlich klingelt, kommt das lethargische Leben noch einmal in Gang. Und selbst die dauergenervte Ex-Freundin Sophia, die den Tod damit beim Vollzug stört, zeigt emotionales Entgegenkommen. Zu dritt geht es auf eine Reise Richtung Ende: erstmal zum Sohn nach Süddeutschland, dann ins Jenseits.

Zuvor bekommt der Tod aber noch eine Lektion in Sachen Leben, spielt die alte Erzähler-Mama, die ebenfalls zum letzten Mal besucht wird, alle Facetten spätmütterlicher Überfürsorge aus, sorgt die ersehnte Begegnung mit dem kleinen Johnny (bewegend: Aaron Gergely) für rührende Momente.

Der Abend bietet reichlich Grund zum Lachen, hat aber auch rührende Momente

Meist wird viel gelacht an diesem kurzweiligen Abend. Über den Tod, dem Jens Winterstein mit kindlich-naivem Staunen und Erlebnishunger ein menschliches Antlitz gibt, über Ingrid Domanns knarziges Muttertier und den trockenen Dialog-Witz, den Stefan Diekmann als Erzähler so gut beherrscht wie Stephanie Schönfeld die Post-Punk-Lady Sophia.

So überspielt die Leichtigkeit des Textes nicht nur die ausgeblendeten Tiefen des Themas, sondern auch den vagen Inszenierungs-Zugriff. Das Sterben geht am Ende einfach. Und der Tod wird bejubelt wie sonst nie.

Karten: 0201-81 22-200 / theater-essen.de