Duisburg. Mit Oliver Knussens Einakter „Wo die wilden Kerle wohnen“ zeigt die Rheinoper ihre achte Inszenierung für die ganze Familie: 45 Minuten pure Opernfreude.

Nur 45 Minuten dauert diese Reise in die Fantasie – aber die haben es in sich. Mit Oliver Knussens Einakter „Wo die wilden Kerle wohnen“, 1985 nach dem Bilderbuch von Maurice Sendak uraufgeführt, hatte am Freitag die achte Familienoper in der Intendanz von Christoph Meyer an der Rheinoper in Duisburg Premiere. Wieder haben sich Ausstatterin Tatjana Ivschina gemeinsam mit Maskenbildnerei und Werkstätten übertroffen. Als zum Schlussapplaus alle Darsteller auf die Bühne kommen, erlebt das junge Publikum noch eine der Überraschungen, mit denen die große Zauberkiste Oper verblüffen kann.

Der junge Regisseur Philipp Westerbarkei stellt eine schlüssige, spannende Deutung der Geschichte von Max vor, der von seiner erbosten Mutter ohne Abendessen ins Bett geschickt wird, weil er wild wie ein Wolf herumtobt. In dieser Inszenierung spielt sich alles in Max’ Zuhause ab. Ein Haus, zwei Welten: Die kindliche Lust am Brüllen, Toben, ja Wüten trifft auf die geordnete, ruhige, sehr steife Erwachsenenwelt des 19. Jahrhunderts. Während die Familie im Wohnzimmer elegant tafelt, gerät Max im Kinderzimmer darüber so außer Rand und Band, dass der Kronleuchter wackelt.

Als die Mutter ihn daraufhin ohrfeigt, werden die Erwachsenen für Max zu beängstigenden Monstern. Sie verwandeln sich von gesitteten Familienmitgliedern in Ziegenbock und Büffel, Hahn und Löwe. Befreit von den Fesseln des zivilisierten Lebens, schlagen diese Wesen gern über die Stränge, gehen über Tische und Bänke, krönen Max mit der Suppenschüssel zu ihrem König, werden aber auch zu einer Bedrohung.

Die gruseligen Bilder zur dichten, expressiven, bis an die Schmerzgrenze schrillen Musik, die die Philharmoniker unter Jesse Wong krachen lassen, überwältigen. Der spärliche Text, zum Teil in unverständlicher Fantasiesprache verfasst, wird zur Nebensache. Bilder und Musik vermitteln einen Bruch zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt. Die am Ende aber doch wieder zueinander finden. Wölfchen Max (sehr munter und koloratursicher: Lavinia Dames) hat ausgetobt und heult friedlich mit Mama Wolf im Duett.

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