Mülheim/R. . Im bedrohlichen Rauschen unsicherer Zeiten spielen die Mülheimer „Stücke“ in diesem Jahr. Stilistisch, so Cornelia Fiedler als Sprecherin der Jury, sei „von der Stückentwicklung über dokumentarische Ansätze bis zum grotesken Märchen alles dabei“. 142 neue Stücke der vergangenen Saison hat die Jury an deutschsprachigen Theatern gesichtet. Sieben Dramen wurden für den namhaften Mülheimer Dramatikerpreis (15 000 Euro) nominiert. Die 42. Mülheimer Theatertage starten am 13. Mai und enden am 3. Juni.

Im bedrohlichen Rauschen unsicherer Zeiten spielen die Mülheimer „Stücke“ in diesem Jahr. Stilistisch, so Cornelia Fiedler als Sprecherin der Jury, sei „von der Stückentwicklung über dokumentarische Ansätze bis zum grotesken Märchen alles dabei“. 142 neue Stücke der vergangenen Saison hat die Jury an deutschsprachigen Theatern gesichtet. Sieben Dramen wurden für den namhaften Mülheimer Dramatikerpreis (15 000 Euro) nominiert. Die 42. Mülheimer Theatertage starten am 13. Mai und enden am 3. Juni.

Auf einen Namen haben Festivalkenner gewartet: Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ist zum 18. Mal dabei, mit ihrem Stück „Wut“ (in der Uraufführung der Münchner Kammerspiele). In exzessiven Wortkaskaden reflektiert Jelinek die Terroranschläge in Paris. Während die vierfache Preisträgerin als Grande Dame der „Stücke“ über die meiste Festivalerfahrung verfügt, gibt es in diesem Jahr gleich vier Autoren, die ihr Debüt geben: Milo Rau schreibt in „Empire“ (Zürcher Theater Spektakel) über reale Gewalt- und Kriegserfahrungen – ein Panorama der Umbruchs-, Flucht-, Vertreibungs- und Exilerzählungen – viersprachig mit deutschen Übertiteln.

Eine europäische Geschichte der Gewalt legt Mülheim-Neuling Konstantin Küspert in seinem Stück „Europa verteidigen“ vor (ETA Hoffmann Theater Bamberg). „Ein Stück mit Anspruch, Sendungsbewusstsein und Galgenhumor“, so die Jurysprecherin. Neben offener Aggression wird auch die strukturelle Gewalt in ei­nem kapitalistischen System zutage gefördert: Clemens J. Setz hat mit seinem ersten Text fürs Theater den Sprung nach Mülheim geschafft. In „Vereinte Nationen“ (Nationaltheater Mannheim) skizziert der Autor eine Kleinfamilie, die mit einem speziellen Geschäftsmodell samt versteckter Kamera reich wird und dabei an die Grenze zum Kindesmissbrauch geht.

Olga Bach, Jahrgang 1990, ist die jüngste Festival-Teilnehmerin. In „Die Vernichtung“ (Konzert Theater Bern) machen drei privilegierte junge Leute ihrem Überdruss mit brutalen Exzessen Luft, liebäugeln offen mit faschistoiden Ideologien. Ferdinand Schmalz, bereits dreimal in Mülheim dabei, schickt einen revolutionären Bademeister an den Bühnenrand. In „Der thermale Widerstand“ (Schauspielhaus Zürich) werden die Gesetze der Marktwirtschaft am Beispiel eines Kurbades, das zum Wellnesstempel aufsprudeln soll, außer Kraft gesetzt.

Grotesk märchenhaft geht’s bei „Mädchen in Not“ von Anne Lepper zur Sache, die zum zweiten Mal eingeladen ist. Sie hat das Bild ei­ner „Gesellschaft der Freunde des Verbrechens“ (Nationaltheater Mannheim) entworfen, in der Mütter, Männer und Puppen zwanghaft ihr Unwesen treiben.

Die erste Woche der Mülheimer Theatertage steht im Zeichen der „Kinder-Stücke“. Im Rahmenprogramm gibt es zudem eine Übersetzer-Werkstatt. www. stuecke.de