Düsseldorf. . Der Düsseldorfer Komponist Volker Bertelmann, besser bekannt unter dem Künstlernamen Hauschka, reist zur Oscar-Verleihung nach Hollywood

Heute ist Volker Bertelmann auf dem Weg nach Los Angeles. Ohne Begleitung und nur das Notwendige im Gepäck. In diesem Fall ist das ein Smoking. Den braucht der Pianist, der durchaus noch alle Pingpongbälle im Klavier hat. Volker Bertelmann ist für den Filmmusik-Oscar nominiert worden. Hauschka, so lautet sein Künstlername, hat mit Dustin O’Halloran den Soundtrack zu Garth Davis’ Film „Lion“ komponiert; der zählt zu den Beiträgen, die am 26. Februar bei dem 89. Spektakel unter der Rubrik „Beste Filmmusik“ um die Trophäe buhlen (siehe Kritik unten). Vorboten für diese Ehre waren schon die Nominierungen bei den Golden Globes und dem Critics Choice Award.

„Ich bin in guter Stimmung“, sagt der Düsseldorfer. Am Wochenende hat er in der Duisburger Salvatorkirche mit dem Streicherensemble der Duisburger Philharmoniker ei­ne Deutschlandpremiere gespielt. Sein persönliches musikalisches Highlight steht jedoch noch an: „Ich glaube, das kommt in diesem Jahr, wenn ich in der Elbphilharmonie auftrete“, meint der „Popstar des präparierten Klaviers“. Am 6. April steht ein Konzert zur Veröffentlichung seines neuen Albums „What if“ im kleinen Saal der Elbphilharmonie an. Es ist ausverkauft. Natürlich.

Seine Konzerte gleichen Geräuschperfomances. Er schenkt dem Soloinstrument Klavier orchestrale Klangfarben, indem er das akustische Spektrum erweitert. Das gelingt, weil er dem Innenleben des Instruments Materialien wie Papier, Alufolie, Teelichter oder Pingpongbälle hinzufügt. Es entsteht eine Kulisse, die nach Neuer Musik, Techno und Avantgarde klingt. Seine Auftritte generieren das Hier im Jetzt.

Ein Leben zwischen Oscar und Elphi

Den Weg zu Oscar und „Elphi“ hat sich der 50-Jährige durch absolute Hingabe zum Sujet erarbeitet. Dabei ist der gebürtige Südwestfale Umwege gegangen. Zunächst begann er ein Medizinstudium, später folgte ein Versuch in BWL. „Ich hatte das Gefühl im Anatomiekurs super viel lernen zu müssen, aber war mir über den sozialen Auftrag als Arzt nicht mehr ganz so sicher“, begründet er seinen Entschluss, doch der Musik Priorität zu geben.

Aus heutiger Sicht war das folgerichtig. Als Achtjähriger erlernte Volker Bertelmann das Klavierspiel, gründete als Teenager seine erste Band, hatte mit „God’s Favo­rite Dog“ Anfangserfolge. Dennoch gab es Zweifel. „Als meine Kinder geboren wurden und ich eine gescheiterte Plattenkarriere hinter mir hatte, war ich mir nicht mehr sicher, welches Talent ich habe, das es mir möglich macht zu leben. Ich war erschüttert. Aber ich bin froh, dass ich durchgehalten habe“. Was Volker Bertelmann auszeichnet, sind sein gewaltiges Spektrum und seine Spontanität. Er schreibt Theater- und Filmmusiken, spielt mit Weltstars wie der Violinistin Hillary Hahn, produziert geräuschende Tonträger. Im Theater Frankfurt hat er 2011 die Bühnenmusik der „Marquise von O“ komponiert, anschließend war er für das Düsseldorfer Schauspielhaus aktiv.

„Manchmal kamen von Volker kurzfristig Anrufe, ob wir in einem Monat in Zaragoza, Brüssel, oder Florenz spielen könnten“, erinnert sich Donja Djember. Die Cellistin hat ihn auch zu einem Auftritt beim Musikfestival im dänischen Roskilde begleitet. „Da mussten wir vorher mit Streichern in London proben und dann sehr früh am Morgen nach Kopenhagen fliegen“, erzählt sie. „Ich habe ihn nie wirklich ungeduldig erlebt. Ich schätze seine offene und entspannte Art mit Herausforderungen umzugehen“, fügt Djember hinzu.

Düsseldorfer Kunstszene als Quelle

„Die Düsseldorfer Elektronik Szene hat mich sehr beeinflusst“, meint Bertelmann „und es sind noch mehr die Künstler, die ich interessant und spannend finde.“ Etwa? „Die Kunstszene in Düsseldorf“, sagt er, weil da „seit Jahrzehnten auf höchstem weltrelevantem Ni­veau gearbeitet wird.“

Vorbilder? Musiker wie David Bowie, Nick Cave oder Tom Waits. „Sie haben sich immer wieder neu erfunden, das gefällt mir“, so Bertelmann. Und was möchte er in diesem für ihn so glorreichen Jahr noch machen? „Noch einen Film in der Qualität von Lion.“