Dortmund. . Die Band aus Nashville setzt live fort, was ihr Album verspricht: Auch mit Auto-Tune und Beatbox legen sie flauschig-warme Klangteppiche aus.
Kurt Wagner tanzt! Zumindest bewegt er sich und sitzt nicht mehr auf einem Hocker. In die Band „Lambchop“ ist nach 30 Jahren Bewegung gekommen. Nicht, dass die Entschleunigungs-Band plötzlich den Puls nach oben geregelt hätte. Aber die Kapelle aus Nashville, die Countrymusic eindampfte auf ein sämiges Sediment warmen Erzählens unter Gitarrenklang, ist eine R&B-Band geworden.
Kurt Wagner hat mit 58 Jahren Autotune entdeckt, also die Möglichkeit, sein eigener Begleitchor zu werden, in dem er seine Stimme sampelt und nach oben pitcht. Und Andy Stack am Schlagzeug programmiert zusätzlich die Beatbox.
Das, was die Band auf ihrem jüngsten Album andeutet, setzt sie live fort. Das Quartett (Matt Swanson, Bass, Tony Crow, Piano) breitet mit dem ehemaligen Parkettleger Wagner auch im Konzerthaus Dortmund einen warmen Klangteppich aus. Das ist das Bemerkenswerte an der Live-Variante der neuen Stücke, die oft wie vom Rhythmus zusammengenäht wirken.
Obwohl die Gitarre fast völlig fehlt, schaffen es Lambchop nach wie vor zu klingen, als spielten sie trotz technischer Spielzeuge unplugged: menschlich, nah, warm. Komiker Tony Crow witzelte, man sei auf der „Love-and-Peace-Tour“ und sei sich nicht so sicher, ob man Heimweh haben solle. „Flotus“ jedenfalls, so das jüngste Album, kann man entweder als „First Lady of the United States“ deuten. Oder, so die offizielle Band-Lesart: „For Love often turns us still“ – häufig bewegt uns noch immer die Liebe.
Bei Lambchop ist es die Liebe zur Langsamkeit, zur Wärme und zum behaglichen Erzählen. Sie lassen die gut anderthalb Stunden Konzert (mit nur einer Zugabe und ohne ihren immerhin halben Hit „Gone Tomorrow“) so schnell vergehen wie einen Abend am Lagerfeuer.
Das nächste Mal glimmt es am Dienstag im Kölner Gloria.