Krefeld. . Der Brexit ist auch in der Kunst angekommen. Das renommierte Künstler-Duo Elmgreen & Dragset lässt in die berühmte Bauhaus-Villa Haus Lange in Krefeld eine fiktive Familie einziehen.

Der Brexit ist auch in der Kunst angekommen. Das renommierte Künstler-Duo Elmgreen & Dragset lässt in die berühmte Bauhaus-Villa Haus Lange in Krefeld eine fiktive Familie einziehen.

Die deutsche Familie hat Großbritannien wegen des bevorstehenden Austritts aus der EU verlassen und will in die Heimat zurückkehren. In der Ausstellung «Die Zugezogenen» (19. Februar bis 27. August) wird die von Mies van der Rohe entworfene Villa scheinbar so genutzt, wie sie ursprünglich geplant war: als Wohnhaus.

Der Däne Michael Elmgreen und der Norweger Ingar Dragset inszenieren das Haus als ein Spiel von Realität und Fiktion, so als befände sich die Familie noch mitten im Umzugschaos. Vor Haus Lange, einer Ikone der Bauhaus-Architektur, steht sogar ein großes Maklerschild mit dem Schriftzug «Verkauft«. Das wirkte so echt, dass der vermeintliche Verkauf in Krefeld für Aufregung gesorgt habe, sagte die Direktorin der Kunstmuseen Krefeld, Katia Baudin, am Freitag. In Zeiten der «fake news» könne diese Ausstellung kaum besser passen, sagte sie. Der Umzug werde auch zum Symbol für ein sich veränderndes Europa in der Identitätskrise.

Ideale und Geopolitik

Dabei wird die Ausstellung auch der Frage nachgehen, wie weit sich diese Ideale von unserer gegenwärtigen globalen, geopolitischen Situation entfernt haben. Die Installation nimmt auf zwei entschiedene europäische und dennoch sehr verschiedene Kulturen Bezug.

Das in Berlin lebende Künstler-Duo hat international Aufsehen erregt: So bauten sie etwa eine Prada-Boutique in die texanische Wüste und konzipierten eine vermeintliche Kunstmesse in Peking.

Das Villenensemble Haus Lange und Haus Esters zählt zu den architektonischen Glanzlichtern des Neuen Bauens in Deutschland und vermittelt noch heute auf beeindruckende Weise den Bauhaus-Gedanken, der die Einheit von Raum und Subjekt ebenso wie das Zusammenwirken von Geist und Handwerk vorsah.

Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) legte 1927 den Bauherren Hermann Lange (1874-1942) und Josef Esters (1884-1966) eine erste Grundrisszeichnung für Haus Esters vor.

Die Konstruktion der Backsteinvillen wird durch zahllose Stahlträger unterstützt, die meist waagerecht in den Böden des ersten Geschosses liegen. Um ein autonomes Stahlgerüst handelt es sich dabei aber nicht, wenn auch der Backsteinhaut selbst keine tragende Funktion zukommt.

Seit 1998 umfassend saniert

Seit 1955 wird Haus Lange und seit 1981 Haus Esters als Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst durch die Kunstmuseen Krefeld genutzt. Ulrich Lange (1905-1972), Sohn des Bauherrn, schenkte in einer großzügigen Geste 1968 der Stadt Krefeld sein Haus, um damit den Ort für zeitgenössische Kunst in Krefeld fest zu installieren.

Basierend auf der Privatinitiative Krefelder Bürger und gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen sind beide Häuser zwischen 1998 und 2000 umfassend saniert worden.