Kindergeburtstage sind für manche Mütter Festtage. Schon die Einladungen für die kleinen Gäste sind ein Designwunder und das Heim, im dem gefeiert wird, verwandelt sich vom 08/15-Haushalt in ein Zuhause im Geburtstagsglück. Ganz ohne TV-Team, aber sicher inspiriert von Ratgeberliteratur und diversen mehr oder weniger pädagogischen Fachzeitschriften. Als Geburtstagsmuffel-Mama ist man immer wieder beeindruckt, was alles aufgefahren wird, wenn der Sprössling ein Jahr älter wird.
Kindergeburtstage sind für manche Mütter Festtage. Schon die Einladungen für die kleinen Gäste sind ein Designwunder und das Heim, im dem gefeiert wird, verwandelt sich vom 08/15-Haushalt in ein Zuhause im Geburtstagsglück. Ganz ohne TV-Team, aber sicher inspiriert von Ratgeberliteratur und diversen mehr oder weniger pädagogischen Fachzeitschriften. Als Geburtstagsmuffel-Mama ist man immer wieder beeindruckt, was alles aufgefahren wird, wenn der Sprössling ein Jahr älter wird.
Das Internet ist voll von Seiten, die Kids-Party-World, Geburtstagsfee oder Partysternchen heißen und die von der immer noch aktuellen Luftschlange bis zur gerade total angesagten Pinata alles bereithalten. Für schlappe 12 Euro wird so ein Papiertier dann mit mehr oder weniger hochwertigen (wenn dieser Begriff überhaupt passt) Süßigkeiten gefüllt. Soll es für viele Kinder reichen, gibt es Billigkamelle im Kilopack, ist nur ein halbes Dutzend Kinder eingeladen, fällt Markenware aus der Pinata.
Mehlschneiden und Schnitzeljagd
Ben ist neun. Und das schon länger. Geburtstag hat er im Oktober, kurz nach Max. Und das ist sein Schicksal. Da ist irgendwie die Luft raus, wenn der letzte Kindergeburtstag gerade einmal zwei Wochen her ist. Also hat Ben bisher nur selten gefeiert. Kuchen gibt’s immerhin, den essen alle gern. Mit Mehlschneiden kann das Kind dagegen nichts anfangen. Und die Schnitzeljagd, die Max mit seinen Freunden durch den Wald gemacht hat, kennt der kleine Bruder auch nur aus Erzählungen.
Nun sollte der Geburtstagsstress im Oktober kein Argument mehr sein, schließlich ist Max 14 und erwartet nicht, dass Mama mit Topfschlagen und Stopptanz um die Ecke kommt. Eigentlich soll Mama gar nicht mehr um die Ecke kommen. Das wäre nur peinlich. Also fordert Ben sein Recht ein. Jede Woche neu: „Mama, wann feiern wir denn endlich?“
Pädagogische Dekadenz
Wir haben gefeiert. Ohne Deko. Und ohne eigene Ideen. Mama hat eine ganz ruhige Kugel geschoben – auf der Bowlingbahn. Da kann man das Komplettpaket buchen. 20 Spiele inklusive Pommes und Cola. Pädagogische Dekadenz kann man das jetzt nennen. Oder auch phantasieloses Konsumieren. Oder man freut sich daran, dass sechs Jungs mit Spillerarmen die fetten Kugeln aufs Parkett werfen, über den Boden rollen vor Freude, wenn die Pins alle umfallen und die Punkte nur so auf ihr Konto rattern.
Drei Stunden später resümieren sie den Tag, feiern den Sieger und finden für den Verlierer auch noch anerkennende Worte. Und Ben zählt ein halbes Jahr nach seinem Geburtstag die Scheine. Die haben die anderen Mamas auf Schoko-Tafeln und Gummibär-Tüten geklebt. Hübsch gefaltet und mit Luftschlangen dekoriert. Was für eine Idee! Bestimmt aus dem Internet.