Die Galionsfigur der „Minimal Music“ wird heute 80. Schwerpunkt beim Klavierfestival Ruhr

„Die einen hassen meine Musik, die anderen lieben sie – so ist das nun mal im Leben“. Auch mit 80 Jahren, die er heute erreicht, geht Philip Glass gelassen mit der widersprüchlichen Einschätzung seiner Musik um. Wenn es unter den zeitgenössischen Komponisten jemand zu einer nennenswerten Popularität gebracht hat, dann ist es Phil Glass, neben Steve Reich und John Adams der wichtigste Vertreter der so genannten „Minimal Music“. Winzige Motivsplitter werden durch ständige Wiederholung und kleinschrittige Variationen zu riesigen Zyklen erweitert. Glass, dessen Musik ab dem 5. Mai einen Schwerpunkt beim Klavierfestival Ruhr bildet, brachte es mit diesem reduzierten Stil auf 21 mehrstündige Opern und etliche Filmmusiken. Mit dem Film „Koyaanisqatsi“ sowie einer Bühnen-Trilogie über Einstein, Gandhi und den monotheistischen Pharao Echnaton wurde der Amerikaner auch in Deutschland bekannt.

Verständlich, dass sich Glass damit unter den europäischen, auf komplexere Strukturen bedachten Kollegen nicht viel Freunde machte. „Fahrstuhlmusik“ oder „Musical Fast Food“ gehören noch zu den harmlosen Umschreibungen seiner Musik, die von vielen als Inbegriff einer industriell automatisierten Tonsprache gesehen wird.

Bevor er sich mit etwa 30 Jahren entschied, zu den Methoden der Reihentechnik auf Distanz zu gehen, genoss Glass eine musikalische Ausbildung vom Feinsten. Er studierte in Chicago, an der New Yorker Juilliard School und in Paris bei Darius Milhaud und Nadia Boulanger. An der Seine wurde die Begegnung mit dem indischen Sitar-Meister Ravi Shankar zum Schlüsselerlebnis. Die Klangeindrücke indischer Ragas formten sein Bewusstsein für minimalistische Abläufe, die er bis zur Perfektion verfeinerte, wenn auch seiner Musik immer noch der Ruch der Oberflächlichkeit anhaftet.