Mülheim. . Die Todesmeldungen, die seit dem späten Montagabend um die Welt gehen, würdigen Werner Nekes durchweg als Filmregisseur. Dabei war der Mann aus Mülheim ein Wissenschaftler der Sinne, der mehr wusste (und mehr fragte) als die allermeisten Professoren, wenn es um die Abenteuer geht, die sich zwischen Bildern, dem menschlichen Auge und der Seele abspielen. Dass Werner Nekes, der in bereits in der Nacht zum vergangenen Samstag im Alter von 72 Jahren starb, seit Mitte der 60er-Jahre Filme drehte, war nur eine Facette einer lebenslangen Leidenschaft, die dem Sehen von allen Seiten galt, sinnlich, historisch, kulturell, biologisch, technisch, philosophisch. Und er war ein Schausteller im besten Sinne des Wortes, die präzis geschnittene Filmgeste lag ihm ebenso wie die ironische Romantik der Kirmes.

Die Todesmeldungen, die seit dem späten Montagabend um die Welt gehen, würdigen Werner Nekes durchweg als Filmregisseur. Dabei war der Mann aus Mülheim ein Wissenschaftler der Sinne, der mehr wusste (und mehr fragte) als die allermeisten Professoren, wenn es um die Abenteuer geht, die sich zwischen Bildern, dem menschlichen Auge und der Seele abspielen. Dass Werner Nekes, der in bereits in der Nacht zum vergangenen Samstag im Alter von 72 Jahren starb, seit Mitte der 60er-Jahre Filme drehte, war nur eine Facette einer lebenslangen Leidenschaft, die dem Sehen von allen Seiten galt, sinnlich, historisch, kulturell, biologisch, technisch, philosophisch. Und er war ein Schausteller im besten Sinne des Wortes, die präzis geschnittene Filmgeste lag ihm ebenso wie die ironische Romantik der Kirmes.

Filmpreise und die Kinefeldtheorie

Kein Wunder also, wenn auch staunenswert, dass der 1944 in Erfurt geborene, in Duisburg, Mülheim und Oberhausen aufgewachsene Nekes schon 1969, mit gerade einmal 25 Jahren, eine Professur für Experimentalfilm an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg bekam; er hatte Psychologie und Sprachwissenschaften in Freiburg studiert, vor allem aber den studentischen Filmklub dort betrieben, was ihn nicht zuletzt zu einem fulminanten Kenner des Films in allen seinen Ausprägungen machte. Mehr und mehr wurde Nekes in jeder Hinsicht zu einem Meister des genauen Hinsehens – und kam 1977 in seiner „Kinefeldtheorie“ zu der Einsicht, „dass Film der Unterschied zwischen zwei Bildern ist. Also die Arbeit, die das Hirn zu leisten hat, um die Verschmelzung zweier Bilder zu produzieren.“

1968 hatte man ihn für seinen 10-Minuten-Film „schwarzhuhnbraunhuhnschwarzhuhnweißhuhnrothuhnweiß oder put-putt“ mit dem Internationalen Filmpreis von São Paulo dekoriert. Später sollte sich noch ein Bambi und der eine oder andere Deutsche Filmpreis dazugesellen. 1972 zeigte die Documenta in Kassel Werner Nekes’ Filme, die im Modus der Avantgarde-Kunst entstanden waren und Sehgewohnheiten nicht nur irritierten, sondern auf die Probe stellten, durchkreuzten, hintertrieben.

Mit Schneider und Schlingensief

Erst 1980 drehte Nekes mit „Uliisses“ seinen ersten Langfilm, sechs Jahre später folgte mit der Schlagerfilm-Parodie „Johnny Flash“ das Werk, das sein bekanntestes werden sollte. Helge Schneider spielte die Titelrolle, Christoph Schlingensief war sein Aufnahmeleiter, Kamera-Assistent und Nebendarsteller. Denn auch die Talentförderung war eine der vielen Begabungen von Werner Nekes, er befruchtete enorm viele Künstler, dies- und jenseits des Films. Darin war er selbst stets auf der Suche nach dem anderen, dem neuen. Mit vollem Risiko. Dass sein „Tag des Malers“, der auf sehr eigenwillige Weise die Genres Erotik und Abenteuer miteinander zu verbinden suchte, beim Filmfestival von Venedig zum Flop wurde, nahm Nekes gelassen auf.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich seine Sammler-Passion für alles, was mit dem Sehen, mit stehenden und bewegten Bildern zu tun hat, zur Manie. Er sammelte Sehmaschinen aller Art, wertvolle Bücher- Gemälde und Radierungen, Spielzeuge und Panoptiken, Daumenkinos und andere „Blickmaschinen. Am Ende umfasste seine Sammlung über 40 000 Gegenstände.

Selbstverständlich wäre es ein leichtes gewesen, damit ein Museum der Sehgeschichte auszustatten. Und Pläne dafür gab es in Nekes’ Wahlheimat Mülheim mit dem Broicher Turm der Landesgartenschau durchaus. Dass aus diesem Projekt nie etwas wurde, weil sich Nekes und die Stadt Mülheim nicht einig wurden über den Wert seiner Sammlung und das Ausmaß seines Mitspracherechts bei der Einrichtung des Museums, ist und bleibt ein großer Jammer.