Essen. Wilhelm „Sadi“ Richter ist beim Vorentscheid für den Eurovision Song Contest dabei. Der 19-Jährige war schon Coach von Sylvie van der Vaart.

  • Essener Folkwang-Student ist einer von fünf Kandidaten beim Vorentscheid zum European Song Contest
  • Der 19-jährige Wilhelm „Sadi“ Richter macht schon von Kindheit an Musik und beherrscht mehrere Instrumente
  • Für eine RTL-Show hat er als 15-jähriger Gesangs-Coach bereits mit Sylvie van der Vaart im Duett gesungen

„Germany, twelve points!“ Wenn dieser Satz einmal im Jahr erklingt, zuletzt viel zu selten, hat auch Wilhelm „Sadi“ Richter regelmäßig vor dem Fernseher gefiebert. Und sich im Stillen oft genug gewünscht, einmal selber dabei zu sein beim „Eurovision Song Contest“ (ESC). Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der 19-jährige Student der Folkwang-Universität in diesem Jahr tatsächlich dafür sorgen wird, dass Deutschland wieder Stimmen sammelt und nicht wie zuletzt null Punkte.

In den deutschen Vorentscheid am 9. Februar in Köln hat es der leidenschaftliche Musiker auf jeden Fall schon mal geschafft. Wilhelm „Sadi“ Richter ist der jüngste von fünf Kandidaten und der einzige Teilnehmer aus NRW, der sich dem Publikum-Voting stellt. Der Kandidat mit den meisten Zuschauer-Stimmen wird Deutschland dann beim ESC am 13. Mai in Kiew vertreten.

Dass die Millionen Fans der Kultveranstaltung in „Sadi“ einen echten Hoffnungsträger sehen könnten, dafür stehen die Chancen nicht schlecht. Schließlich bringt der 19-Jährige nicht nur seine großartige Vier-Oktaven-Stimme und ein angenehmes Äußeres mit. Er macht Musik tatsächlich schon von Kindesbeinen an.

Das smarte Stimmwunder mit dem Strahle-Lachen ist so etwas wie ein Naturtalent, ein Autodidakt und ein echtes Kind des Ruhrgebiets: in Bochum geboren, in Dortmund groß geworden, mit Studienplatz in Essen. Schon als kleines Kind sitzt er am Klavier, trommelt am Schlagzeug und saugt all das auf, was in seiner Familie musikalisch im Umlauf ist. Jazz und Swing gehören dazu und die Perlen der Pop- und Soul-Musik.

„Mit sechs habe ich Songs von Stevie Wonder gesungen“, erinnert sich das Multitalent. Bald schon singt „Sadi“, was in der Familie als Kürzel für die italienische Lieblingsmarke Trussardi steht, in Bars und Jazzcafés, auf Hochzeiten – und im Internet. Mit 14 Jahren richtet er sich seinen eigenen Youtube-Channelein und lädt die ersten Videos hoch. Und zwar „richtig professionell“, mit Kameramann und Tontechnik.

Ein Produzent hat da schon das Talent des jungen Mannes entdeckt, der zwar selber nie Klavierunterricht bekommen hat, aber bald schon im Auftrag von RTL selber zum Gesangs-Coach wird – für Sylvie Meis, damals noch van der Vaart, die er im zarten Alter von 15 für die Sendung „Shooting Stars – Promis an ihren Grenzen“ im gemeinsamen Duett-Training bis auf Platz zwei bringt. „Man sieht schon den kleinen Profi in ihm“, hat die Niederländerin damals bereits erkannt.

Das Fernseh-Publikum bestimmt den ESC-Kandidaten

Er selbst ist noch nicht groß bei Casting-Sendungen aufgetreten, „da hatte ich nie so großes Interesse“. Und weshalb soll man sich auch im Strom der Möchtegern-Stars tummeln, wenn das eigene Talent doch offensichtlich hervorsticht. Sein Studium an der Folkwang-Uni verdankt er der Aufmerksamkeit eines Professors, der „Sadi“ auch ohne Abi in der Tasche in die Kompositionsklasse holte.

Seit einem Jahr studiert er nun Musiktheorie und Gehörbildung. Lauter Dinge, die ihn weiter professionalisieren und auch für einen ESC-Kandidaten von Vorteil sind. Dass nämlich nicht jeder, der hier ans Mikro tritt, so fachmännisch wie „Sadi“ mitreden kann, wenn es darum geht, wie man einen Song arrangiert oder in welcher Tonlage man singt, das steht außer Frage. Das Folkwang-Studium fortzusetzen, das hat sich der 19-Jährige deshalb fest vorgenommen, auch wenn er für die ESC-Teilnahme eventuell ein Semester pausieren würde.

1,5 Millionen Klicks auf Youtube

Derzeit feilt er noch an seinem Auftritt für den Vorentscheid. „Ich werde auf jeden Fall eine Ballade singen, die das Publikum so richtig packt“, verrät „Sadi“, der sich in der ersten Runde bereits unter 2400 Bewerbern mit einem Whitney Houston-Song in die Riege der letzten fünf Kandidaten gesungen hat.

TV-Prominenz wie Tim Bendzko, Florian Silbereisen und Lena Meyer-Landrut werden seinen Auftritt kommentieren. Abstimmen aber wird das TV-Publikum. Und da könnte es von Vorteil sein, dass Sadi schon heute über 7000 Facebook-Fans verfügt und 1,5 Millionen Klicks auf seinem Youtube-Kanal vermelden kann.

„Ich hab ein gutes Gefühl“, strahlt der 19-Jährige, „aber ich bin auch nicht traurig, wenn es nicht klappt.“ Der Traum vom großen Auftritt wird jedenfalls bleiben. Und bis dahin heißt es abwarten und tatsächlich „jede Menge Tee trinken“, der geschmeidigen Stimme wegen.

Auf diesem Weg geht’s zum ESC nach Kiew

Der Vorentscheid zum Eurovision Song Contest wird am 9. Februar ab 20.15 Uhr live in der ARD ausgestrahlt. Barbara Schöneberger führt durch die Show.

Neben Sadi bewerben sich die vier Kandidaten Axel Maximilian Feige, Felicia Lu Kürbiß, Helene Nissen und Levina um ein Ticket zum ESC am 13. Mai in Kiew.