Das Duo gehört zu den heißesten Rappern des Landes, hat für seinen schrägen Hit „Holz“ eine Goldene Platte bekommen und wurde von der Radiowelle 1Live gerade mit der „Krone“ als beste Band ausgezeichnet: Die 257ers, deren Bandname von der Postleitzahl ihres Essener Stadtteils Kupferdreh abgeleitet ist. Thorsten Schabelon traf Mike (30) und Shneezin (28) im Studio – einem unscheinbaren Haus im Essener Süden.

Das Duo gehört zu den heißesten Rappern des Landes, hat für seinen schrägen Hit „Holz“ eine Goldene Platte bekommen und wurde von der Radiowelle 1Live gerade mit der „Krone“ als beste Band ausgezeichnet: Die 257ers, deren Bandname von der Postleitzahl ihres Essener Stadtteils Kupferdreh abgeleitet ist. Thorsten Schabelon traf Mike (30) und Shneezin (28) im Studio – einem unscheinbaren Haus im Essener Süden.

Am Freitag steht die große 257ers Weihnachtsfeier in der Grugahalle an. Steigt die Vorfreude?

Mike: Klar. Und wie. Wir wollten immer mal in der Gruga spielen.
Shneezin: Essen ist Hometown, hier hat alles angefangen. So wird das ein riesiges Heimspiel. Mutter, Opa, Tante – alle kommen gucken, 100 Bekannte allein bei mir. Und wir können nach der Show heimfahren und in Kupferdreh pennen.

Essen ist Euer Kosmos, oder?

Shneezin: Wir sind heimatverbunden, wir rappen über unseren Stadtteil, über Essener Bier, den Baldeneysee, den Essener Wald. Wer uns hört, der hört in den Liedern Essen. Wir fühlen uns zwischen Wald und Ruhr richtig wohl.

Mike: Wir wollen auch noch einen Song über unsere Stadt machen. Wir haben ja einen Ruhrpott-Song. Den dichten wir um.

Bis zur Auszeichnung mit der Eins-Live-Krone war es ein weiter Weg.

Mike: Wir haben lange normal gearbeitet – Shneezin als Plexiglaser, ich bei Edeka, wir sind abends in den Keller, haben Musik gemacht, die für viele keine Musik war. Nach fast zehn Jahren kam der Erfolg.
Shneezin: 2013 haben wir die Jobs gekündigt und ganz auf Musik gesetzt. „Biste bescheuert? Kannste nicht machen“, schimpfte mein Opa. Unsere Musik versteht er immer noch nicht, aber wenn er uns im Fernsehen sieht, ruft er stolz meine Mutter an. Es läuft also.

Habt Ihr lange überlegt, komplett auf die Musik zu setzen?

Mike: Wir hatten nach dem Album „HRNSHN“ das Gefühl, dass wir aufhören müssen zu arbeiten, damit es größer wird. Wir brauchten mehr Energie für die Musik...

Shneezin: ... und wir haben es probiert. Wir haben jetzt kein Vermögen, aber wir können von der Musik leben. Danach haben wir uns immer gesehnt. Und wir haben mehr Zeit. Das ist wichtiger als jedes Geld der Welt. Wir können den Tag lang machen, was wir wollen, müssen nicht morgens antanzen und haben um 17 Uhr Feierabend.

Wie sieht ein Tag bei Euch aus?

Mike: Das können wir uns im Moment aussuchen. Wir haben gerade ein Album raus, zwei Nummer-1-Hits und sind zwischen zwei Touren. Da setzt du dich nicht täglich ins Studio. Wir sind an manchen Tagen frei von Musik. Wir genießen, wie geil es gerade ist.
Shneezin: Heute ist nur das Interview mit dir, dem Johnny von der WAZ (lacht). Dann Freizeit. Ich stelle mir mal den Wecker um neun und habe elf Stunden Zocktag mit Cola, Chips und Playstation. Mike macht das nicht so.
Mike: Ich lebe in den Tag.
Shneezin:
Wir haben aber auch manchmal den ganzen Tag Termine. Wir sind selbstständig, schreiben Rechnungen, kümmern uns um Steuererklärung und Krankenkasse. Das nervt dann etwas.

Habt Ihr euch von den ersten Einnahmen was Richtiges gegönnt?

Mike: Ich habe einen Golf angezahlt. Und gerade abbezahlt. Man gönnt sich mal ein Paar schöne Turnschuhe.
Shneezin: Ich fahre einen Scirocco. Ich hätte mir einen 5er-BMW kaufen können. Aber da müsste ich jetzt noch 30 000 Euro abbezahlen.

Ihr seid bekannt, prominent. Nervt das auch schon mal?

Shneezin: Ganz selten. Wir haben ja nicht das Image von Justin Bieber. Die Mutanten, unsere Fans, sind mehr Kumpels. Da gibt es High Five zur Begrüßung und die Frage: „Was geht, Homie?!“
Mike: Es gibt Leute, die uns belächelt haben und jetzt beste Freunde sein wollen. Aber wir wissen, wo wir herkommen. Wer echt ist. Und wer nicht. Du wirst auf der Straße angesprochen. Aber wenn ich meine Käppy abziehe und die Haare schön mache, erkennt mich keiner.

Der dritte 257er, Keule, ist in diesem Jahr ausgestiegen. Warum?

Mike: Ihm sind die Termine zu viel geworden. Er hat Frau und Kind, wollte mehr Zeit für die Familie haben.

Wo führt der Weg der 257ers hin? Gibt es einen Karriereplan?

Mike: Wir haben keinen Plan. Wir schreiben den nächsten bescheuerten Song und vielleicht wird alles noch größer. Wenn es so bleibt, wie es ist, wäre es schon der Hammer.
Shneezin: Wir müssen nicht wie Xavier Naidoo oder Herbert Grönemeyer werden. Das ist zu anstrengend, da hast du keinen Spaß mehr. Wir haben mehr Interesse an einem geilen Leben als an Reichtum.

Mike: Wir spielen auch gerne wieder vor 500 Leuten. Aber in der Grugahalle soll erst mal richtig was los sein. Es gibt noch Restkarten...