Alle Jahre wieder: Die Weihnachtszeit bedeutet für die Musikbranche stets ein einträgliches Geschäft. Hör-Tipps von Bach bis Helene Fischer.

Kein Weihnachtsfest, ohne dass die Plattenbranche die Türen öffnet.
Wir haben die Ohren weit gemacht – und geben aktuelle Hör-Tipps, von Bach bis Helene Fischer.

Besinnlich ohne Instrumente

„A Pentatonix Christmas“.
„A Pentatonix Christmas“.

Pentatonix heißen sie, ohne Kapelle singen sie. Besonders gern zu Weihnachten. „A Pentatonix Christmas“ ist das mittlerweile dritte Album zum Fest und wieder trifft a cappella auf Beatbox, vermischen sich Pop-Klassiker mit kirchlichen Liedern und eigenen Kompositionen. Letztere klingen, als hätte man sie schon mal gehört, anderes ist so verändert, dass man kurz überlegen muss, was man denn da hört. Ungewöhnlich, perfekt produziert und sehr abwechslungsreich.

Allzweckwaffe zur Bescherung

100 x Weihnachtsmusik, die man gehört haben muss.
100 x Weihnachtsmusik, die man gehört haben muss. © Warner

Klassik, aber irgendwie für alle. Die Box 100 x Weihnachtsmusik, die man gehört haben muss (Warner), bietet von Herzigkeiten des Salonorchesters Cölln („Stille Nacht“) über Händels Messias und großes Philharmonie-Kino („Nussknacker-Suite“) bis zu Nostalgie-Schätzchen (Hermann Prey und der Bielefelder Kinderchor), also Festklänge von der Bescherung bis zum Karpfen blau. Eine 6-CD-Edition zum Schnäppchenpreis (etwa 17 €). Ideal für entschieden Unentschiedene.

Zwischen Folk und Südsee-Gefühlen

„Christmas Party“ von She & Him.
„Christmas Party“ von She & Him. © Columbia

Die bezaubernde Schauspielerin Zooey Deschanel („New Girl“) verfügt über eine ganz gute, aber gewiss nicht engelsgleiche Stimme. Doch mit dem Indie-Folker M. Ward ist sie nicht nur She & Him, sondern auch weihnachtsverrückt. Unter ihren sechs Alben ist nun mit „Christmas Party“ (Columbia) das zweite Festalbum. Dank Ukulele klingt’s mit „Mele Kalikimaka“ und „Christmas Don’t Be Late“ teils nach Bescherung in der Südsee. Umwerfend charmant.

Heinos Weihnacht hat viele Gesichter

Mit weihnachtlichen Grüßen – Heino.
Mit weihnachtlichen Grüßen – Heino. © Sony

Das Motto „Je älter der Heino, desto jünger der Sound“ gilt für die Weihnachtsplatten des deutschen Schlager-Herkules nicht so sehr wie für seine Metal-Butterfahrten. Mit weihnachtlichen Grüßen – Heino (Sony) klingt würdig vertraut. Aber dann zieht der blonde Altmeister doch noch ein paar Überraschungen aus dem Hut: Auch sachte Jazz- und Swingnummern liegen unter Heinos Weihnachtsbaum. Achtung Sammler: Ein Großteil der Songs findet sich schon auf dem 2000er-Album!

Mehr vom Gleichen macht’s nicht besser

„Weihnachten“ von Helene Fischer,
„Weihnachten“ von Helene Fischer, © Polydor

Ach Helene, du bist die deutsche Kylie! Zumindest in puncto Kassemachen. Wie die australische Popdiva servierst du Aufgewärmtes mit üppigen acht Frischaufnahmen. Das auf 43 Lieder geschwollene „Weihnachten“ (Polydor) von Helene Fischer demonstriert, wie man „All I Want For Christmas“ und „Santa Baby“ der Sexyness entkleidet. Und die Bubistimme des heute 61-jährigen Heintje lebt im Duett „Heidschi Bumbeidschi“ auf. Der Erfolg dieser Scheußlichkeit? Ein Rätsel.

Mit 82 noch mal feste in den Schnee

Frankie Valli: „Tis The Seasons“.
Frankie Valli: „Tis The Seasons“. © Rhino Warner

82 Jahre alt ist Frankie Valli jetzt aber stimmlich noch gut dabei. Nur auf die ganz hohen Töne, die er einst als Sänger der Four Seasons anstimmte, auf die verzichtet er. Was bleibt, hat allerdings problemlos gereicht, um „Tis The Seasons“ (Rhino Warner) aufzunehmen. Weihnachten ist auch hier weiß und der Schneemann, der heißt Frosty. Alles nicht neu aber auf hohem Niveau neu eingespielt – bei „What Are You Doing New Year’s Eve?“ sogar mit Jeff Beck an der Gitarre.

Bach, Vivaldi, Händel – alles ganz in Blech

Brass Christmas.
Brass Christmas. © Berlin Classics

Sie sind Tuba-Professoren und erstklassige philharmonische Hornisten, Trompeter, Posaunisten. 40 Jahre zeigt „German Brass“, dass rein metallische Arrangements großer Werke nicht zum Blechschaden führen müssen. Ihr neues Weihnachtsalbum Brass Christmas (Berlin Classics) schimmert mal triumphal wie im „Messias“-Halleluja, hält aber mit dem „Abendsegen“ aus „Hänsel und Gretel“ auch Gänsehaut-Momente bereit. Sie bleiben Meister ihres Faches.

Gutes Dutzend mit Stil und Geschmack

moreorless Christmas 12.
moreorless Christmas 12. © Wavemusic/Sony

Das Dutzend ist voll aber nichts hat sich geändert. Auf moreorless Christmas 12 (Wavemusic/Sony )sicht man die üblichen musikalischen Verdächtigen vergeblich. Zumindest in den Versionen, die man kennt. Stattdessen gibt es noch nie oder nur selten gehörte Songs oder ungewöhnliche Coverversionen. Und einmal mehr ist die Auswahl geschmackvoll und mit viel Stil. Kann man auch noch hören, wenn Spekulatius und Dominosteine längst nicht mehr schmecken.