Die Duisburger Philharmoniker gastierten erfolgreich in China und behaupteten sich als Botschafter des Landes. Auftritte in Peking, Shanghai, Hangzouh und Wuhan, wo das Jubiläum der Städtepartnerschaft gefeiert wurde.

Wuhan. In zehn Jahren verändert sich viel. Vor allem in China. Dort gastierten die Duisburger Philharmoniker damals unter Bruno Weil. Und ein wirkliches Verständnis für Europas Musikkultur war kaum auszumachen. Das hat sich stark verändert.

Die Duisburger Philharmoniker reisen nach China.
Die Duisburger Philharmoniker reisen nach China. © NRZ

Die Duisburger reisten nun unter Jonathan Darlington, der sich auch im Fernen Osten als Sympathieträger behauptete, in vier Städte, die so gewachsen sind, dass man fast furchtsam erschauert. Megametropolen mit tollkühner Architektur, Verkehrschaos ohne Ende, Luftverschmutzung, Menschenmassen und mit einer aufkeimenden Schickeria, die sich auch rund 90 Euro für den Eintritt leisten kann.

Gigantomanie in den fast durchweg neuen Konzert- und Theaterhäusern, die geradezu blenden, signalisiert auch die Aufbruchstimmung im Lande. Shanghai mit rund 9,5 Millionen Einwohnern, Peking (7, 6 Millionen), Wuhan (4,2 Millionen) und Hangzhou (6,6 Millionen) waren die Orte der umsichtig geplanten Tournee. In Wuhan feierte man dazu das 25-jährige Bestehen der frühen Städtepartnerschaft mit Duisburg., weshalb eine stattliche Kommission angereist war, die Duisburg nicht wirklich von der besten Seite repräsentierte, sieht man von den Altbürgermeistern ab. In Shanghai stieß man dann auf ThyssenKrupp. Der Konzern, so der Vorstandsvorsitzende Ekkehard Schulz, wolle in China den Umsatz auf zwei Milliarden Euro verdoppeln und eine halbe Milliarde investieren. ThyssenKrupp, Altana und Haniel waren die Sponsoren der Tournee.

Das zu den Fakten. Wesentlich war: dass die Konzerte der Duisburger mit ihrem unermüdlichen Chef und der souveränen wie musikalisch tiefschürfenden Pianistin Anna Malikowa ein Gütesiegel lieferten, dass dieses Ensemble an innerer und äußerer Kraft von Auftritt zu Auftritt zulegte, dass sich dieses Orchester Spitzenspielern als ebenbürtig zeigte. Und das sagen wir ohne Lokalpatriotismus. Die Duisburger sind Kulturbotschafter nicht nur ihrer Stadt.

Die Reise war strapaziös, die Flüge oft sehr früh. Der arge Taifun führte zur tollkühnen Landung in Hangzhou, wo man ein junges und interessiertes Publikum antraf. In Wuhan, wo es Empfänge und Reden gab, wehte beim Open Air auf dem Sanxiashi Platz am Yangtse der Sturm so stark, dass Wäscheklammern die Noten halten mussten.

Die Chinesen wählten das Programm: Mendelssohns "Märchen von der schönen Melusine", Edvard Griegs Klavierkonzert (von Anna Malikova herzenswarm ausgeformt), Tschaikowskys Fünfte, die Darlington so hochdramatisch aufputscht, dass man sie gerne mehrfach hören mag. Nur Peking scherte aus: Da spielte man in der Forbidden City Concert Hall zur Melusine noch Beethovens viertes Klavierkonzert und die Zweite von Brahms. Und bei den Zugaben toppte der "Tanz des Yao-Volkes" fast noch den "Radetzky-Marsch", bei dem man heftig mitklatschte. Musik sprengt wirklich Grenzen.

Eine weite Reise nach China, wo die Zukunft liegt. Eine Begegnung der europäischen Musikgeschichte mit dem Schnellkapitalismus. Ein Orchester, das sich exemplarisch bewährte trotz heftiger Anforderungen. Ein Dirigent, der auch das chinesische Publikum charmant mitnahm in seine, in unsere Klangwelt.

In eine Klangwelt, die beinahe fremd wirkt in all diesen riesigen Städten, in denen Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden schießen, in denen man Umwelt- und Architektursünden begeht, die man irgendwann gar nicht mehr gut machen kann.

Man könnte fragen: Ist so eine Tournee sinnvoll? Und man müsste antworten: unbedingt! Denn ein Orchester dieser Güte hat es verdient, sich auch in der Fremde zu bewähren. China ist ein Land, in dem viele Stars gastieren. Dass dort die Duisburger - mit Bravos und Standing Ovations - herzlich gefeiert wurden, ist nicht mehr ein Zeichen von mangelnden Vergleichsmöglichkeiten. Dieses Orchester, dem Kulturdezernent Karl Jansen in China Rückendeckung und Stellenaufstockung versprach (immerhin!), ist ein sehr respektables Ensemble.

Und: Der Kämmerer der Stadt, Dr. Peter Langner, spielte beim Open-Air Triangel. Hoffentlich hört man das bis Duisburg. Der Bürgermeister Wuhans sprach davon, dass Kultur die Bühne sei, die Wirtschaft die Hauptrolle spiele. Ach Gott. . . Auf ein Wort