Der Präsident des unabhängigen PEN-Club, Liu Xiaobo, ist einer der wichtigsten Köpfe der Demokratie-Bewegung in China.

Er wurde verfolgt und interniert und gehört jetzt zu den Unterzeichnern eines Manifests, das die Regierung auffordert, mit dem Dalai Lama zu reden Peking. Liu Xiaobo, Präsident des unabhängigen PEN-Clubs China, weiß, was Zivilcourage ist. Immer wieder wurde er in den letzten zwanzig Jahren verhört, stand er unter Hausarrest, war er im Gefängnis und im Arbeitslager. Er habe die "nationale Sicherheit" gefährdet, warf man ihm vor, weil er in Artikeln in ausländischen Zeitungen und im Internet die Regierung kritisiert.

Als Kind hatte Liu Xiaobo (53) die Kulturrevolution erlebt - mit "Kampfsitzungen" gegen "Konterrevolutionäre" und "Abweichler." Als die Hochschulen in den siebziger Jahren wieder öffneten, erhielt Liu einen Studienplatz an der Peking-Universität. Mit seinen Literaturkritiken und philosophischen Schriften machte er sich einen Namen und gehörte bald zu den wichtigsten Köpfen der Demokratiebewegung.

Als sich die Studenten 1989 auf dem Tiananmen-Platz versammelten, kehrte er aus New York nach Peking zurück, beteiligte sich an einem Hungerstreik zur Unterstützung der Demonstranten. Nach der Niederschlagung der Proteste musste er für 18 Monate ins Gefängnis und verlor seinen Dozentenjob. Immer wieder sprach er sich mit anderen Autoren und Bürgerrechtlern dafür aus, das Tiananmen-Massaker aufzuklären und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. 1996 wurde er erneut verhaftet und für drei Jahre ins Arbeitslager verbannt.

Wie viele andere Chinesen, die als "Rechtsabweichler", "bourgeoise Liberale" oder Kämpfer für Aids-Kranke in Ungnade fallen und in China nichts veröffentlichen dürfen, begann Liu, das Internet zu nutzen. "Mit den elektronischen Medien kann man die Zensur der chinesischen Kommunistischen Partei zerschlagen", schrieb er. Immer wieder lehnte er sich gegen Denkverbote auf. Als die KP-Propaganda die Medien 2006 anwies, den Jahrestag der Kulturrevolution zu ignorieren, veröffentlichte er einen längeren Artikel unter der Überschrift: "Das Verbot einer Diskussion über die Katastrophe der Kulturrevolution ist eine neue Katastrophe". Den "Preis des Schweigens und der Lügen", warnte er, "wird die ganze Gesellschaft zahlen müssen."

Nach den Unruhen in Tibet, die Chinas Medien als Folge einer Verschwörung der "Dalai-Clique" und anderer Mächte im Ausland darstellen, gehört Liu nun erneut zu denjenigen, die gegen den Strom schwimmen: Als einer von 29 Autoren und Bürgerrechtlern unterschrieb er ein Manifest, in dem die Regierung aufgefordert wird, mit dem Dalai Lama zu reden, wirkliche Religionsfreiheit zuzulassen und die chinesische sowie die internationale Presse nach Tibet reisen zu lassen.