Konzentriert hört er zu und man spürt, dass es ihm gefällt, was er da hört. Später, als ein paar Probenausschnitte vorbei sind, wird Roman Polanski dies auch sagen. Gestern machte der Meisterregisseur einen Abstecher nach Oberhausen, um für sein Musical „Tanz der Vampire” zu werben.

Premiere ist am 7. November im Metronom Theater am CentrO. Noch bis zum 17. Oktober wird im Rheinischen Industriemuseum geprobt, zwischen ein paar Kostproben erzählt der 75-jährige Film- und Theaterregisseur von den Arbeiten an dem Musical, dessen Uraufführung er selbst inszeniert hat vor elf Jahren. Aber er erinnert sich auch an die Dreharbeiten 1967 zu dem längst Kult gewordenen, gleichnamigen Film, auf dem das Musical basiert.

Schon als Kind Horror-Filme gesehen

Schon als Kind in Polen habe er viele Horror-Filme sehen müssen, „Tanz der Vampire habe ich als Konsequenz daraus bewusst als lustigen Horrorfilm gemacht, das war ganz freiwillig”. Alle Menschen empfänden Grusel ja als ein besonderes Erlebnis, zum Beispiel auch, wenn sie auf eine Kirmes gehen: „Wir hatten bei den Dreharbeiten unheimlich Spaß, durften uns wie Kinder verkleiden, viel gelacht haben wir damals.” Und damals wie heute habe man mit der Geschichte den Ton des Publikums getroffen, die deutsche Sprache passe zur Groteske übrigens viel besser als die englische, sagt Polanski, der kein Deutsch spricht

Natürlich reflektiert der ehemalige Assistent von Andrzej Wajda (u.a. „Asche und Diamant”, „Die unschuldigen Zauberer”) auch seine besondere Oberhausener Vergangenheit. Schon sein Debütfilm, das experimentelle kurze Spiel „Zwei Männer und ein Schrank”, wurde 1959 bei den Westdeutschen Kurzilmtagen mit einem Ehrendiplom ausgezeichnet. Weitere Preise in Oberhausen gab es für „Der Dicke und der Dünne” (1962) und „Säugetiere” (1963). Da war Polanski, der in den 50-er Jahren an der Filmhochschule in Lodz bei Prof. Jerzy Bossak studiert hatte, dem Mitbegründer und späteren Ehrenpräsidenten der Kurzfilmtage, auch persönlich hier vor Ort. In einer Stadt mit Zechen und Stahlwerken, die er auch jetzt in Oberhausen zu sehen erwartete: „Stattdessen gibt es hier ein so wunderbares Theater wie das Metronom.” Dorthin will er auch zur Premiere kommen.

Der Meister mag die Show

Was Associate Director Cornelius Baluts, der schon fast seit neun Jahren immer mal wieder mit Polanski zusammenarbeit, dem sehr aufgeräumt aufgelegten Starregisseur präsentiert, findet dessen Anerkennung. Nein, gegen Show hat der in Paris lebende Meister nichts, er mag große Kostüme, große Bühne. Und Theater mit dem allabendlich anderen Erleben findet er eh viel unmittelbarer, auch motorischer als den Film, für den aus einem Puzzle irgendwann ein fertiges, unveränderbares Ganzes entstehe.

Natürlich wird er vom Film nicht lassen, mit dem nächsten Projekt, „The Ghost”, beginnt Roman Polanski im Frühjahr 2009, kommt zu Dreharbeiten dann u.a. nach Sylt und an die Ostseeküste. Denn die Hände in den kreativen Schoß der 168 Lebendzentimeter will der u.a. mit Oscar, Golden Globe, César und der Goldenen Palme dekorierte Regisseur nicht legen. Vielleicht präsidiert er ja mal bei der Internationalen Jury der Kurzfilmtage.

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