Essen. Fristlos entlassen wurde am Montagabend der Intendant der Essener Philharmonie, Prof. Michael Kaufmann. Das entschied der Aufsichtsrat der Essener Theater- und Philharmonie GmbH. Der wirft Kaufmann die Überziehung seines Etats um 1,5 Millionen Euro in den letzten beiden Spielzeiten vor.

Bis zuletzt herrschte jedoch Unklarheit über diese Zahlen. Eine externe Prüfung war bisher nicht offiziell in Auftrag gegeben worden. Bis zuletzt hatte Kaufmann einer Auflösung seines Vertrages nicht zugestimmt. Er wolle seinen Vertrag, den der Aufsichtsrat übrigens 2005 sogar ohne Not vorzeitig bis 2013 verlängert hatte, auch erfüllen. Essens Kulturdezernent Oliver Scheytt kündigte für Dienstag eine „lückenlose Aufklärung“ an.

Man werde, so Scheytt, alle Zahlen auf den Tisch legen, alle Fragen beantworten können. Dieser Rausschmiss hat unter wichtigen Kulturförderern der Stadt offenbar erhebliche Verärgerung hervorgerufen. Vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung am Montagabend, in der die Ablösung Kaufmanns beschlossen wurde, kritisierte der Vorstandsvorsitzende der MAN Ferrorstaal, Matthias Mitscherlich, die Demontage des renommierten Intendanten: „Das ist eine Schmierenkomödie, die der Kulturhauptstadt Essen schadet und auf Geldgeber außerordentlich abschreckend wirkt.” Ähnlich äußerte sich Berthold Beitz. Mitscherlich hat jüngst mit sieben weiteren Unternehmern ein Kuratorium für die Philharmonie gegründet.

Viel Lob für Philharmonie-Programm

In der letzten Saison wurde das dortige Philharmonie-Programm vom Deutschen Musikrat mit dem Prädikat „Bestes Programm“ ausgezeichnet. Erst vor wenigen Tagen hatte die Kulturstiftung des Bundes das Essener Haus mit 600.000 Euro Förderung in ihr „Netzwerk Neue Musik“ aufgenommen.

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