Köln.. Erinnerungen an die Jugend: In Köln haben die „Pixies“ die hohe Kunst präsentiert, ihren Sound aus dem Gully zu zerren.

Charles Michael Kittridge Thompson IV könnte Möbel verkaufen, Autos oder Versicherungen. Mit dem Namen natürlich nicht. Typen, die Polstergarnituren, PKW oder Policen unters Volk bringen, heißen Joe oder Jim oder Jack. Aber so, wie er aussieht, durchaus. Ein gut genährter Typ Anfang 50, der älter wirkt, als er ist. Das Resthaar am Hinterkopf auf silbrig schimmernde zwei Millimeter getrimmt, große Brille mit schwarzem Rahmen, Jackett. Das, was er singt, und so, wie er es singt, passt aber weder zum pompös klingenden Namen noch zur Anmutung eines Biedermanns mit Hang zu üppigen Barbecues. Auf der Bühne ist Thompson Black Francis. Und seit 2003 wieder die Stimme der Pixies.

Donnerstagabend zerlegt die 1986 in Boston gegründete Band das Palladium gründlich. Zerlegen meint nicht, dass das Quartett – Thompson plus Gitarrist Joey Santiago, Bassistin Paz Lechantin und Drummer David Lovering – die Inneneinrichtung beschädigt hat. Sondern, dass die Triple-Wegbereiter für Indie, Grunge und Alternative, so richtig mit Verve und Schmackes und ganz großer Dreckschleuder zur Sache gehen. Über 30 Stücke (die beiden Zugaben mitgerechnet), abgefetzt in einer Länge von durchschnittlich 180 Sekunden bei 105 Minuten Gesamtlänge.

Ihr Versprechen, es 3500 Fans so richtig zu besorgen, ist keine Schönfärberei. Black Francis kreischt sich die Seele aus dem massigen Leib, Lovering ballert seine Salven ab wie mit einem Maschinengewehr, Santiagos Riffs klingen wie durch den Gully gezerrt. Und Lechantin strahlt eine solche Souveränität aus, als sei sie schon ewig dabei – und nicht erst seit 2014.

Neuen Songs kommen nicht so gut an wie die alten Sachen

Mit „Head Carrier“ können die Pixies ein aktuelles Album vorweisen, aber die neuen Stücke kommen nur halb so gut an wie die alten Sachen. Der Satz, den man an diesem Abend am häufigsten hört, lautet schließlich: „Das war meine Jugend”. – „Where Is My Mind?“, „Bone Machine“ und „Broken Face”, „Surfer Rosa” (1988), „Hey”, „Here Comes My Man” oder „Monkey Gone To Heaven” und „Doolittle” (1989) küssen sie wieder wach.