Dem geschenkten Gaul schmiert man gerne Honig ums Maul: Nach diesem Prinzip „rezensieren“ viele Kunden beim Online-Großhändler Amazon Funkwecker mit Darth-Vader-Stimme, vegane Hundekuchen oder, für kleine Chemiker, Duschvorhänge mit dem Periodensystem (Originalzitat: „Auf der Rückseite ist das Motiv spiegelverkehrt“). Nun will Amazon die Schar gekaufter Lohnschreiber minimieren, mit einer Ausnahme: Buchblogger, die häufig neben „normalen Lesern“ auf Amazon schreiben und so Werbung für ihre Blogs machen, dürfen weiter kostenlose Exemplare erhalten.

Das klingt erstmal logisch: Buchblogger sind Rezensenten im Netz, die über Literatur, Krimis, Sachbücher schreiben. Verlage und Literaturbetrieb nehmen sie längst ernst und wichtig, auf der Frankfurter Buchmesse bekamen sie zuletzt gar eine eigene Bühne. Eine der Diskussionen dort beschäftigte sich mit der Frage, ob Blogger sich über die Frei-Exemplare hinaus für ihre Arbeit bezahlen lassen sollten – etwa von Verlagen. Der Tenor war überraschend positiv, der Interessenkonflikt den wenigsten bewusst: „Warum sollte ich nicht auch Geld verdienen dürfen?“, fragte da einer.

Und wenn nun auf Amazon derart bezahlte Buch-„Rezensionen“ stehen? Dann bleibt zu hoffen, dass die Romanliebhaber und Krimifans unter Amazons Kunden so clever sind, auch in diesen Texten zwischen den Zeilen zu lesen.