Gelsenkirchen-Buer. Dan Vyleta hat gerade sein neues Buch "Pavel und ich" in Deutschland veröffentlicht. Der in Kananda lebende deutschstämmige Autor erzählt darin eine Geschichte aus der Nachkriegszeit.

„Pavel und ich” heißt das Buch von Dan Vyleta, welches vor kurzem in Deutschland erschienen ist. Auf dem amerikanischen und kanadischen Literatur-Markt ist es bereits ein Erfolg. Denn dort ist der gebürtige Gelsenkirchener zu Hause, und dort schrieb er auch seinen historischen Thriller „Pavel und ich”, der im Berlin der Nachkriegszeit spielt.

Herr Vyleta, das Besondere an Ihrem Buch ist, dass Sie es als Deutscher in Englisch schrieben. War das nicht eine große Herausforderung?

Dan Vyleta: Ich bin nach der Schule zum Studium nach England gegangen, lebe heute in Kanada. Es war ziemlich klar für mich, auf englisch zu schreiben. Ich hatte und habe schon das Gefühl, auf englisch zu leben.

Als Ihr Buch nun in Deutschland erschien, ließen Sie es übersetzen und taten dies nicht selbst. Warum?

Vyleta: Wenn ich es selbst gemacht hätte, hätte ich ein neues Buch geschrieben. Ich habe aber mit dem Übersetzer zusammen gearbeitet. Andererseits habe ich das Buch nach Israel verkauft. Da kann ich noch nicht einmal den Titel lesen. Davon muss man sich wohl lösen.

Zum Inhalt. Ihr Buch spielt im zweiten Winter nach dem Krieg in Berlin. Was bewog Sie, in der Art in die Berliner Geschichte einzutauchen?

Vyleta: Ich habe nach dem Studium in Berlin gelebt und eine Weile da gearbeitet. Ich bin viel durch die Stadt gelaufen, und da ich von Haus aus Historiker bin, habe ich mir viele Gedanken gemacht. Viele historische Momente und auch die Besatzungszonen sind aus der Architektur ablesbar. Zudem habe ich Tagebücher aus dieser Zeit gefunden.

Erklären diese Niederschriften von Zeitzeugen die düstere Stimmung im Buch? Schon die erste Szene ist ja von dieser Atmosphäre geprägt...

Vyleta: Als Außenstehender fragt man sich, wie überhaupt Menschen überleben konnten in dieser Zeit. Kinder standen unter dem Zwang, erwachsen zu sein, obwohl sie Kinder waren. Das beschreibt schon die erste Szene. Nach dem Krieg machte sich Hoffnung breit auf einen Aufbau. Und als der erste Winter sehr mild wurde, wurde diese noch beflügelt. Der zweite Winter wurde unheimlich kalt und damit kam die Ernüchterung, dass die Umstände noch nicht besser sind und der Überlebenskampf wieder ausbricht.

In Deutschland werden Krieg und Nachkriegszeit viel diskutiert. Aber wie haben die Menschen in den USA dieses Buch und dieses Thema aufgenommen?

Vyleta: Also, in England wird es sehr gut aufgenommen. Da ist der zweite Weltkrieg sehr präsent, wenn auch diese Perspektive ungewöhnlich ist. In Kanada ist es ähnlich durch die stärkere Bindung an Europa. In den Staaten ist noch nicht einmal die Materie fremd, aber diese dunkle Seite hat die Menschen schon erschreckt.

Verändert sich dadurch das Empfinden, was Täter und Opfer betrifft?

Vyleta: Ich würde das so nicht sagen, aber es wird ja hier eine Okkupation beschrieben und eine Verschiebung des Machtzentrums. Diese zwei Gruppen, Täter und Opfer, sind aufgehoben. Man fragt sich, was ist deutsch und was ist durch die Besetzung gegeben. Und dann ist da dieser Zwiespalt. Man mag die Besatzer, weil man Hitler nicht mochte und mag sie nicht, weil sie einem die Freundin ausspannen.

Arbeiten Sie an einem zweiten Buch, und wird es in derselben Zeit spielen?

Vyleta: Ja, im Groben. Der Arbeitstitel ist „The Quiet Twin”. Auch der Stil wird ähnlich. Mich reizt dieser Raum zwischen Krimi und Literatur. Das interessiert mich auch z.B. an Dostojewski. Seine Bücher fangen an wie ein Krimi, aber offensichtlich sind sie keiner.

Das Gespräch führte WAZ-Mitarbeiterin Kira Schmidt.

Lesung:

Zwei Lesungen macht Dan Vyleta in Deutschland, eine davon am Mittwochabend, 6. Mai, in Buer in der Mayerschen Buchhandlung an der Hochstraße 9. Die Lesung beginnt um 19.15 Uhr und kostet 5 Euro Eintritt. Das Buch „Pavel und ich” ist im Verlag Bloomsbury Berlin erschienen und kostet 22 Euro.