Frankfurt.

„Charlottes Traumpferd“ signieren? Für die Tochter? Nele Neuhaus schnappt sich das rosafarbene Buch, strahlt – und sprudelt sofort los: Denn „Won Da Pie“, der tierische Star der Reihe „Charlottes Traumpferd“, bekommt mit 35 Jahren sein Gnadenbrot auf einem Hof in Norddeutschland. Da sind die Koppeln flacher als bei ihr daheim im hügeligen Taunus. Im Interview spricht die 49-Jährige über Pferdemädchen, Taunusdörfer, den Charme des Ruhrgebiets – und ihre Liebe (auch zum Fußball).

Was macht Ihnen mehr Spaß – Pferdebücher, Krimis oder Romane?

Nele Neuhaus: Jedes Genre hat seinen Reiz. Beim Krimi muss man komplexe Spuren legen und aufpassen, wie und wann man die auflöst; Krimi-Leser sind schlau. Beim Roman ist es toll, dass man den Figuren so viel Raum geben, sie richtig entwickeln kann. Und die Pferdebücher sind mein Herzblut. Ich habe als Kind mit dem Schreiben angefangen, habe in meine Schulhefte Pferdegeschichten geschrieben. Das neue Charlotte-Buch habe ich in sechs Wochen geschrieben, das floss mir richtig aus der Feder. In der Welt von Charlotte fühle ich mich wieder jung – das darf man nicht unterschätzen in meinem Alter!

Ihr erster Thriller „Unter Haien“ spielte in New York, berühmt aber wurden Sie für Ihre Taunus-Krimis.

An „Unter Haien“ habe ich jahrelang geschrieben, das Buch auch selbst verlegt und vermarktet. Für das zweite Buch habe ich dann Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff erfunden, aber sie in einer fiktiven Gegend ermitteln lassen. Aber ich hatte Probleme, mich immer wieder neu einzufinden. Damals habe ich noch in der Fabrik meines damaligen Mannes gearbeitet und hatte wenig Zeit zum Schreiben. Dann habe ich an einem Nachmittag alle Schauplätze in reale Orte geändert – mit „Suchen und Ersetzen“ bei Word, das ging ganz schnell. Und plötzlich hatte die Geschichte für mich selbst einen ungeheuren Reiz; aber eben auch für meine Leser, die vertraute Orte wiedererkannten.

Warum ist das Dorf ein guter Krimi-Schauplatz?

Die Menschen, die dort wohnen, kennen sich seit Generationen und wissen auch um die Leichen im Keller der anderen. Das hat mich fasziniert. Auf der einen Seite steht das Vertrauen, das Miteinander. Auf der anderen Seite wahrt man über Jahrzehnte Geheimnisse. In den Städten ist die Kriminalität eine ganz andere, aber durch die Nähe passieren manchmal noch viel, viel tragischere Sachen.

Sie haben sich von Ihrem Mann, dem Springreiter Harald Neuhaus, vor fünf Jahren getrennt – und haben sich neu verliebt. Hat die Trennung auch mit Ihrem Erfolg als Autorin zu tun?

Mein Exmann hat nicht verstehen können, dass ich schreiben wollte. Natürlich scheitert eine Ehe nach fast 25 Jahren nicht nur aus diesem Grund, aber es war eines der Themen. Mein jetziger Lebenspartner hat mich als Bestseller-Autorin kennengelernt und das immer unterstützt. Wir haben uns zufällig vor einer Buchhandlung getroffen, bei einem Tag der offenen Tür dort. Er ist Privat-Banker und heute auch Vorstandsvorsitzender meiner Stiftung. Wir sind beide Fußballfans!

Welcher Verein?

Matthias ist Fan von Eintracht Frankfurt, aber mein Verein ist der BVB. Ich bin dort sehr oft im Stadion.