Dortmund.. Eine Wucht von Orchester und einer der großen Dirigenten seiner Generation: Andris Nelsons Konzert in Dortmund stand im Zeichen seiner dreijährigen Künstler-Residenz.
Sphärische Höhen, unendliche Weiten, fiebriges Ringen auf Leben und Tod, zuletzt die pure Narretei – das Programm des Concertgebouw Orkest Amsterdam umfasst einen ganzen Kosmos, gegossen in wirkmächtige, teils allerschönste Klänge. Und vorn am Pult steht Andris Nelsons, die Sinne geschärft, wie ein Tiger vor dem Sprung, um diese Musik zu formen, sie in höchster Plastizität gewissermaßen greifbar zu machen.
Dieser Dirigent, der nun im Dortmunder Konzerthaus seine dreijährige Residenz angetreten hat, scheut nicht die große Geste. Doch stets geht sie einher mit der Größe eines Klangs oder der Bedeutung einer Phrase. Manchmal genügen Nelsons aber auch winzige Fingerzeige, etwa um eine neue Farbgebung im Orchester zu erwirken. Der Maestro mag’s zudem, die Dynamik hochzuschrauben. Auf dass uns die Musik überwältige, wie zu Beginn im „Lohengrin“-Vorspiel. Oder, noch mitreißender, wenn sich der große Heldenverherrlichungshymnus in Strauss’ „Tod und Verklärung“ endlich durchgesetzt hat, nach all den Bizarrerien des fiebrigen Leidens.
Das Orchester, eine Wucht an diesem Abend, entgeht dabei klug der Gefahr des Lärmens. Geradezu wundersam ist vielmehr, wie es Steigerungen und Spannungen organisch aufbaut, sich der höchsten Sensibilität dirigentischer Gestik hingebend. Nelsons zeigt dabei viel Behutsamkeit. Vielleicht wirkt deshalb Strauss’ „Till Eulenspiegel“-Musik ein wenig überdomestiziert.
Hypnotische Kraft der Klangfelder
Sei’s drum: Vieles hat uns Schwelgen gemacht, und die massiven Klangfelder von HK Grubers Trompetenkozert „Aerial“ offenbaren all ihre hypnotische Kraft. Zumal Solist Hakan Hardenberger das Werk technisch wie atmosphärisch meisterhaft gestaltet. Der erste Teil suggeriert Freiheit wie Einsamkeit in weiter Landschaft, danach wird’s tänzerisch, ruhiger Puls wechselt mit Hektik, Jazz grüßt romantischen Gestus. Faszinierend.