Düsseldorf.. „Wolke und Kristall“: Die Kunstsammlung NRW würdigt Dorothee und Konrad Fischer. Sie zeigt die etwa 200 Werke starke Sammlung des Galeristen-Paares.
Konzeptkunst ist oft eine dröge, eher unsinnliche Angelegenheit. Sie lebt ja von der Idee. Doch die Werke, mit denen sich Richard Long und Carl Andre vor ihrem Düsseldorfer Galeristen Konrad Fischer verbeugten, der 1996 mit gerade einmal 57 Jahren seinem Lungenkrebs erlag, berühren zutiefst.
Longs Kreis aus Cornwall-Schiefersplittern umweht der traurige Hauch eines unvollendet vergangenen, wenn auch runden Lebens, genau wie die zweimal 144 Bleiwürfel Carl Andres, deren Titel „Wolke und Kristall“ die Eigenart Konrad Fischers benennt, des weltbekannten Galeristen (zeitweiligen Malers mit dem Kampfnamen Konrad Lueg), der ebenso glasklar fokussieren konnte wie für eine weite Verbreitung sorgen.
„Wolke und Kristall“ heißt auch die Ausstellung, mit der die Kunstsammlung NRW ihre jüngste Groß-Erwerbung feiert. Ausgestellt wird hier die über 200 Werke starke Sammlung von Konrad und Dorothee Fischer, die für einen Gesamtpreis im „niedrigen zweistelligen Millionenbereich“ an die Staatsgalerie des Landes veräußert wurde, wie Noch-Chefin Marion Ackermann die Summe vorsichtig umreißt. Allein die Landesregierung schoss 7,7 Millionen Euro für den neuen „Diamanten in der Kronjuwelen-Sammlung“ der NRW-Staatsgalerie zu. Dabei wurde dem Museum die Sammlung noch zur Hälfte von den Erben der 2015 verstorbenen Dorothee Fischer geschenkt.
Museum schließt Lücke in seiner Sammlung
Das Haus am Düsseldorfer Grabbeplatz, das damit nach der Galerie Schmela die kunsthistorische Bedeutung einer weiteren Altstadt-Galerie würdigt, schließt damit auch eine Lücke in seiner Sammlung, in der die US-Kunst der Nachkriegszeit bisher vor allem mit den Heroen Rauschenberg, Pollock und Warhol vertreten ist. Außerdem gewinnt es einen enormen Bestand an Konzeptkunst, der von Hanne Darboven über Marcel Broodthaers bis Bruce Nauman reicht. Dessen legendäre Tonband-Installation „Six Sound Problems for Konrad Fischer“, bei dem das Band über einen Kugelschreiber rotiert, der an einem Holzstuhl festgebunden ist, kann hier in einer Koje bestaunt werden, die mit ihren drei mal elf Metern der Galerie Fischer nachempfunden ist, die in einem schmalen Toreingang zwischen Museum und Kunstakademie an der Neubrückenstraße eingerichtet war.
Zur Ausstellungseröffnung sollen damals neben Bruce Nauman und Konrad Fischer nur noch Fischers Freund Gerhard Richter gekommen sein.
Galerist mit abgeschlossenem Malerei-Studium
Mit Richter und Siegfried Polke erfand Fischer, als er sich nach einem Malerei-Studium an der Düsseldorfer Akademie noch (nach seiner Mutter) Konrad Lueg nannte. Es bleibt ein Rätsel, warum sich Fischer als Maler nicht genügte, seine Gemälde müssen sich hinter denen seiner Zeitgenossen keineswegs verstecken. Es wurde aber ein Glück, dass sich Fischer entschloss, Galerist und ein ebenso umsichtiger wie leidenschaftlicher Ausstellungskurator zu werden, nicht zuletzt mithilfe seines Freundes Kasper König und seiner Verbindungen im fernen New York. Fischer, der nur zu gut wusste, wie Künstler ticken, gab ihnen Freiraum – und er verschaffte ihnen weltweite Resonanz.
Neben den Konzeptkünstlern, zu denen auch Joseph Beuys und die Bechers zu zählen wären, gehören allerdings auch Arbeiten der Arte Povera von Piero Manzoni, Niele Toroni und Mario Merz zur Fischer-Sammlung, die dann doch eine ungemeine Sinnlichkeit entwickeln.
INFO: Wolke und Kristall. Kunstsammlung NRW, K 20, Grabbeplatz 5. Bis 8. Januar. Katalog: 48 Euro.