Oberhausen. . Das Theater Oberhausen zeigt das in Teilen dokumentarische Jugendtheaterstück „Deportation Cast“: fast ein wenig zu reich an Aspekten.

Am nächsten Tag ist alles anders. Die junge Roma Elvira (Lise Wolle), ihre Eltern (Martin Müller Reisinger, Anja Schweitzer) und ihr an Spasmen leidender Bruder Egzon (Christian Wagner), die einst vor den Pogromen der Albaner aus dem Kosovo nach Deutschland geflohen waren, sind über Nacht in ihr „sicheres Herkunftsland“ zurückgeführt worden. Elviras deutscher Freund aber setzt alles daran, zumindest das Mädchen zurückzuholen.

Im kargen, klug genutzten Einheitsbild Maria Eberhardts (Liege, Sofa, Ess-Ecke, Fensterbank) lässt Regisseur Christopher-Fares Köhler seine vier Darsteller das Schicksal der Protagonisten aus zwölf verschiedenen Perspektiven beleuchten. Da ist der Vater des Jungen, der als Pilot selbst an der Rückführung beteiligt war, der Arzt, der für die medizinische Flugbegleitung eingesetzt war, die staatliche Beobachterin, die am Flughafen die korrekte Vorgehensweise überwachte. Die Piloten-Freundin, Elviras Lehrerin, ein Anwalt vermitteln ihre Sicht der Dinge, im Kosovo wiederum ist die Roma-Familie den gleichen alten Anfeindungen und Erniedrigungen ausgesetzt und schlägt sich schlechter als recht durch. Elvira, die kein Wort Albanisch spricht, findet einen Job, bei dem es auf Sprache nicht ankommt…

Das ist szenisch und darstellerisch exzellent gelöst, die Darsteller verwandeln sich ihre unterschiedlichen Rollen in Sekundenschnelle überzeugend an. Doch wirklich berühren will Geschichte nicht, weil alle Perspektiven nur Oberflächen zeigen, selten in die Tiefe gehen. Björn Bickers halb dokumentarisches Stück „Deportation Cast“, das 2012 mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet wurde, will in zu kurzer Zeit zu viele Aspekte aufgreifen. Als hätten beim Schreiben didaktische und pädagogische Überlegungen im Vordergrund gestanden.