Duisburg. . Eine Wagner-Gala voller Anspielungen eröffnet die Philharmonie Mercatorhalle als klingender Befreiungsschlag – nur leider viel zu laut.

Ist nicht alle große Kunst Hoffnung? Optimistischer kann ein wegen Brandschutz-Schlamassels jahrelang stillgelegter Konzertsaal kaum eröffnet werden als mit: Wotans Feuerzauber. Überhaupt hörte man in der Wagner-Gala, die Mittwochabend ein klingender Befreiungsschlag zur Wiedereröffnung der Philharmonie Mercatorhalle sein sollte, lauter Anspielungen. Das mag bauliche Zeitpläne betreffen (Fliegender Holländer: „Die Frist ist um“), drohenden Besucherschwund (Walküre: „Gäste kamen und Gäste gingen“) oder jene lange Bank, auf die Duisburgs Philharmoniker jahrelang geschoben wurden, um an ei­nem unidealen Ort tapfer weiterzumusizieren. Da kann man nur mit Tannhäusers Elisabeth rufen: „Dich, teure Halle, grüß’ ich wieder!“

So geschah es. Bayreuth­erfahrene Stars schmückten den Abend. Allen voran gefeiert und überragend gut: Anja Kampe, jedes Wagner-Wort wahrhaft verkörpernd, subtil charakterscharf und wundervoll beschenkt mit einer bronzenen Mittellage, die vor allem in Isoldes Liebestod ein sich nie erschöpfendes Farbenspiel bot.

Solches „Mild und leise“, um ein letztes Wagner-Zitat einzuwerfen, hätte freilich Generalmusikdirektor Bellincampi gut gestanden. Stattdessen brachte er Duisburgs Philharmoniker um einen Wagner-Triumph. Mag sein, dass der Dirigent den Saal noch begreifen, ja lernen muss. Der Raum ist ein Riese mit sensibler Seele, braucht nicht Kraft, sondern Dosis. So aber erlebte man in einem kaum sängerfreundlichen Dirigat, dass man mitunter umso weniger vom Können eines Orchesters hört, je lauter es dirigiert wird. Vieles klang verschlossen, kompakt, dick, manches (Meistersinger-Vorspiel) nur pompös, ohne filigranen Puls. Was die Halle akustisch kann, lassen Details merken: Mühelos schwebte das Piano der vorzüglichen Holzbläser bis in die letzte Parkettreihe.

Es gab schönen Beifall. Er würdigte auch Torsten Kerl – obwohl leicht indisponiert, mobilisierte er noch imposante „Wälse“-Rufe – und John Lundgren, Bayreuths aktuellen Bilderbuch-Wotan. Doch auch er sang nicht ohne balsamische Mühe gegen Bellincampis unnötiges Tosen an.