Essen. . Optimistisch in die Zukunft – vor 50 Jahren startete das Raumschiff Enterprise. Was schleppend startete, ist heute eine Erfolgsgeschichte.

Eigentlich sollte das Raumschiff laut Vorspann nur fünf Jahre unterwegs sein. Mittlerweile aber ist die Enterprise quasi der VW-Käfer unter den Raumschiffen. Sie fliegt und fliegt und fliegt. Am Donnerstag nun schon seit 50 Jahren. Dabei wollte anfangs kaum ein Fernsehzuschauer dabei sein, wenn Kirk & Co. in die unendlichen Weiten des Weltraums aufbrachen. „Der große Durchbruch kam erst in den 70er-Jahren“, sagt Jan Schliecker, Autor eines Buchs über „Die Star-Trek-Originalserie“.

Erfolg mit Verzögerung

Die Erklärung dafür ist einfach: „Die Sendezeiten im TV wurden einfach besser“, weiß Schliecker. Zu verstehen, warum der Erfolg bis heute anhält ist schon schwieriger – gerade in der Rückschau. „Wenn man die Mannschaft auf der Brücke sieht, denkt man ja auf den ersten Blick: „Da haben sich ein paar Männer und Frauen getroffen, die vergessen haben, ihre Schlafanzüge auszuziehen“, findet Schliecker. „Aber es steckt natürlich viel mehr hinter dieser Serie.“

Er hat jede der Originalfolgen ausführlich untersucht und festgestellt: Von Beginn an hat die Serie den Zeitgeist aufgegriffen und Gesellschaftskritik geübt. Und beides geschickt in Unterhaltung verpackt. Ist mal im Gewand eines Westerns daher gekommen, mal als Gangsterkrimi oder als Griechenmythos. „Star Trek“, wie die Weltraumoper im Original heißt, zeichnet ein optimistisches Bild von der Zukunft. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges setzt Erfinder Gene Roddenberry mit Chekov ausgerechnet einen Russen ans Steuer. Und Martin Luther King kämpft noch gegen die Apartheid in den USA, da versieht an Bord der Enterprise bereits eine Farbige in leitender Position ihren Dienst im Weltall. Mehr noch: Während die USA immer mehr Soldaten nach Vietnam schicken, gilt für die Crew der Enterprise die „1. Direktive“: keine Einmischung in Angelegenheiten fremder Völker – selbst wenn die Action darunter leidet.

Auch als in den 80er-Jahren die Next-Generation unter Captain Picard die Brücke übernimmt, bleibt die Serie Kind ihrer Zeit. Als erstmals ein Hauch von Technologie- und Zivilisationskritik aufkommt, wird die Enterprise von den „Borg“ angegriffen, seelenlosen Menschmaschinen, die auch eine Warnung sind vor blinder Technikhörigkeit.

Erst mit dem Sprung ins Kino verblasst Roddenberrys Idee, ohne allerdings ganz zu verschwinden. Man muss sie mittlerweile nur lange suchen zwischen all den Action-Gewittern und flotten Sprüchen mit denen eine neue Schauspielerriege durch den Weltraum rast und sich und ihre Pläne nur in den wenigen ruhigen Momenten in Frage stellt. Rhetorisch, versteht sich.

Fan-Treffen und Sprachkurse

Denn ein halbes Jahrhundert nach dem ersten Start ist aus der Reise in fremde Galaxien längst ein eigenes Universum geworden. In dem es um Milliarden geht. Was wenig wundert, wenn man weiß, dass jeder zweite Amerikaner bei einer Umfrage angibt, Fan von Kirk & Co. zu sein. Auch Deutschland ist Enterprise-Land. Bücher und Comics gibt es, wissenschaftliche Un­tersuchungen und Sprachkurse für diverse Alien-Idiome (Klingonisch-Deutsch/Deutsch-Klingonisch).

Und natürlich Fan-Treffen, Conventions genannt, bei dem sich die Stars aus Serien und Filmen – natürlich gegen Geld – mit den Besuchern ablichten lassen, während bei Star-Trek-Dinnern in kleinerem Rahmen über Vor- und Nachteile des Beamens oder den Vulkanier-Sexualtrieb „Pon Farr“ diskutiert wird.

Seit einigen Tagen gibt es sogar ein Star-Trek-Flugzeug bei „Air Berlin“. Einen Airbus 320 hat die Fluggesellschaft mit Logo und Schriftzug versehen. Und wem während des Fluges schlecht wird, der muss sich nicht sorgen. An Bord sind „Spocktüten“.

Jan Schliecker: Roddenberrys Idee. Die Star-Trek-Originalserie im Wandel der Zeit. Kritischer Episodenführer. Schüren Verlag, 480 S., 38 € (E-Book: 29,90 €).

Folgen der TV-Serie gibt es derzeit frei empfangbar nur beim Sender Tele5 zu sehen. Die nächsten laufen am Freitag um 14.35 Uhr.