An Rhein und Ruhr. Bei den Theatern von Dortmund bis Düsseldorf kommen zum Auftakt Romane und Epen auf die Bühne, einige Lustspiele und Klassiker-Verwandlungen

Nimmt Faust ein Moorbad in Wurzach? Wandelt die Jungfrau von Orleans auf dem Jakobsweg? Fragen von gestern, längst sind die Kofferschlösser der Mimen wieder eingeschnappt, denn auf gehen die Vorhänge der Bühnen. Hier eine Übersicht der ersten Premieren:

Bochum

Das einst beste Schauspielhaus weit und breit startet quantitativ mit gewohnter Üppigkeit in die letzte Spielzeit des scheidenden Anselm Weber: vier Premieren in acht Tagen. Es beginnt zentnerschwer mit Schuld und Sühne: Jan Klata überträgt Dostojewskis Weltliteraturprosa ins Szenische. Premiere von „Verbrechen und Strafe“: 16. September, ehe am 24. mit „Weekend im Paradies“ der Premierenreigen endet, ein großer Schwank der Theatergeschichte und Bürde zugleich: Auch Claus Peymanns goldene Bochumer Ära endete mit der Verwechslungsklamotte im Bürokratengalopp. ( 0234/33 33 55 55).

Oberhausen

Peter Carps Intendanz in Oberhausen endet ebenfalls. „Die unendliche Geschichte“ der Fantasie besingt seine Abschiedsspielzeit wohl demonstrativ: Mit einem großen Abend, der fast das ganze Ensemble fordert – und auf der anderen Seite der Rampe die ganze Familie einlädt. Michael Endes Roman über die kostbare Grenzenlosigkeit kindlichen Denkens auf der Bühne? Ist sie groß genug für Drachenschwingen? In Wien ist es schon geglückt, und aus Österreich reist der junge Regisseur Michael Schachermaier an, das Publikum zu verzaubern. Puppen und eine imposante Bühne, hört man, sollen die Reise nach Fantasien beflügeln. Premiere am 17. September. ( 0208/85 78 184).

Essen

Was Volker Lösch zur Eröffnung der Saison im Grillo-Theater plant, klingt nach einem Coup. Mit Jago, der ja wegen seiner Intrigenkünste Frau und Herrn Othello auf dem Gewissen hat, stellt er einen der ärgsten Seelen-Zündler der Kulturgeschichte ins Zentrum. Und fragt 400 Jahre nach Shakespeare: Wie wäre es, ließe man so eine schlaue Sau nicht auf eifersüchtige Mohren los, sondern auf eine ganze Gesellschaft? Eine, die nur darauf wartet, dass einer Öl ins Feuer des Hasses auf Fremde gießt? „Das Prinzip Jago“, eine Uraufführung nach Motiven aus „Othello“, hat am 1. Oktober Premiere. ( 0201/81220).

Düsseldorf

Auf kein Sprechtheater der Region ist so viel Augenmerk gerichtet wie auf Düsseldorfs Schauspielhaus. Man scheint Wunderdinge zu erwarten vom vielgerühmten neuen Intendanten Wilfried Schulz. Und Wunder sind nötig nach Jahrzehnten der Abwärtstendenz unter Badora, Niermeyer und Holm. Schulz beginnt mit einem kulturellen Urknall, dem Epos Gilgamesh, einem Frühwerk der Zivilisation in der Regie Roger Vontobels. Man ist gespannt auf viele neue Schauspielergesichter – und darauf, welche Funken Vontobel aus dem babylonischen Mythos um Tyrannei und Heldentum, Göttliches und Allzumenschliches im Theaterzelt auf dem Corneliusplatz schlägt. Premiere: 15. September. ( 0211/8 52 30).

Mülheim

Roberto Ciullis Zugang zu Texten Georg Büchners hat im Schaffen des großen Theatermannes Meilensteine gesetzt. Da macht es besonders hellhörig, dass die

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Spielzeit im Mülheimer Theater an der Ruhr zwar mit „Leonce und Lena“ beginnt, dies aber in der Regie von Philipp Preuss geschen soll. Dass er und Jo Fabian neben Ciulli, wie es heißt, künftig mit dem Ensemble „ihre Handschriften entwickeln“. Roberto Ciulli ist 82. Erste Zeichen einer Wachablösung? Wie immer es wird: Einen Ciulli kann man nicht ersetzen. Umso gespannter sind wir, wie Preuss, der der Region leider auch mal Kokolores beschert hat (Fleißer in Dortmund), sich schlagen wird in Büchners bissiger Welt doppelbödigen Müßiggangs. Premiere: 15. September. ( 0208/59 90 10).