Dortmund/München. . Die international gefragten Ballett-Stars Lucia Lacarra und Marlon Dino zieht es von München nach Dortmund – in das Team um Xin Peng Wang
Die Dortmunder reiben sich immer noch die Augen. Ballettfans, die Kompanie und das Team um Xin Peng Wang können es immer noch nicht glauben: Eines der weltweit begehrtesten Tanz-Paare und Tanz-Botschafter Deutschlands gehört jetzt zu ihnen?! Lucia Lacarra, die vor einiger Zeit zur besten Tänzerin des Jahrzehnts ausgerufen wurde, und Marlon Dino – ihr Partner auf den großen Bühnen der Welt. In Klassikern wie „Kameliendame“ und „Eugen Onegin“. Und im Leben. Im Fußball geht die Reise der Stars ja andersrum – von Dortmund nach München. Doch durch das unangemessen rücksichtslose Verhalten der neuen Direktion unter dem Russen Igor Zelensky dreht das Tanz-Traumpaar der bayrischen Metropole und dem Staatsballett den Rücken. „Es gibt keinen Dialog mit Herrn Zelensky. Er respektiert uns nicht, benimmt sich nicht so, wie wir es in Deutschland gewöhnt sind“, sagen beide.
Die beiden, in denen viele Deutschlands erste Ballett-Botschafter sehen, gehen. Nicht im Zorn, aber doch enttäuscht. Zelensky, der parallel zu München noch eine zweite Kompanie in Moskau leiten wird, verstehe nicht, dass in Westeuropa andere Sitten und Demokratie auch an Musiktheatern herrschen. Eigentlich hatten die gebürtige Spanierin und der Albaner nach 14 Jahren in München ihr zu Hause gefunden, auch weil ihre Tochter dort vor 15 Monaten zur Welt kam. Doch sie machten einen Schnitt. Und so suchen sie eine kleine Wohnung in Dortmund, pendeln ab September zwischen Ruhr und Isar, mit Abstechern nach New York, Peking, Moskau und Madrid. Bis Dezember stehen weltweit 40 Vorstellungen auf ihrem Programm – zahlreiche davon im Dortmunder Opernhaus.
Unsere Zeitung traf die beiden im Ballettzentrum im Westfalenpark, wo sie sich bereits im Sommer mit Wang auf ihre erste Dortmund-Uraufführung vorbereiten: „Faust II“ feiert am 30. Oktober Premiere. Ferien kennen sie weniger. Selbst, wenn sie ein paar Tage im Sommer frei haben, trainieren sie täglich. In einem Hotelzimmer oder im Flugzeug. Starallüren? Fehlanzeige. Ein unkompliziertes, ungewöhnlich direktes und weltgewandtes Paar, dem Münchener Ballettfans hinterher weinen. „Einige werden nach Dortmund reisen, um uns zu sehen.“ Da ist sich Marlon sicher.
Die beiden wissen, was sie wollen und können. Sie sprechen fließend fünf oder sechs Sprachen. „Es reichen 14 Tage in einem Land, dann kann ich mich phonetisch verständigen,“ sagt Marlon. Darin liege seine eigentliche Begabung ebenso wie in Internet und Lautsprechertechnik. Tanzen kam zufällig dazu. Das passt zu dem, was Lucia und er häufig betonen: „Wir sind in erster Linie keine Künstler, sondern Menschen.“ Und wollen so behandelt werden. Deshalb sind sie über den „diktatorischen Ton“ und „die Flegeleien“ des Russen Zelensky so entsetzt. Als er mit uns verhandelte (er wollte uns in München halten), hantierte er mit seinem Smartphone, war unkonzentriert und meinte: Ihr macht das, was ich sage.“
Das sei in Dortmund so anders. Sie fühlen sich bei Wang und seinem Assistenten Tobias Ehinger wohl und gut aufgehoben. Lucia Lacarra kennt Dortmunds Ballettchef seit zehn Jahren, war Stargast bei elf Ballett-Galas im Dortmunder Opernhaus. „Viermal war auch ich dabei“, so Marlon. Sie eine zierliche Frau, er ein stattlicher Mann. 1,95 Meter groß. Ungewöhnlich für einen Ballerino. „Meiner Frau gefällt’s“, schmunzelt er. Und schwärmt von ihrem Organisations-Talent. „Sie ist schnell und hat unseren Terminkalender im Kopf.“ Lucia nickt. Und könnte sich vorstellen, eines Tages, nach ihrer Tänzerkarriere, eine Kompanie zu leiten.
Und Dortmund. Klar, dass eine Spanierin, wenn sie hier ist, an Fußball nicht vorbeikommt. So hat Lucia bereits für ihren Neffen ein Shirt in Schwarz-Gelb erstanden. Fasziniert war sie vom Fan-Shop des BVB. Der sei dreimal so groß wie der von Bayern München. Wer weiß, ob Lucia und Marlon sich in Dortmund nicht auch einmal ein Heimspiel der Schwarz-Gelben anschauen werden. Wenn es die Zeit erlaubt.