Darmstadt. .

Der Schriftsteller Marcel Beyer (50) erhält den Georg-Büchner-Preis 2016. „Seine Texte sind kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich“, teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt mit. Der mit 50 000 Euro dotierte Büchner-Preis gilt als die herausragende literarische Auszeichnung in Deutschland. Er wird am 5. November in Darmstadt verliehen.

Aufgewachsen in Kiel und Neuss

Die Akademie „zeichnet einen Autor aus, der das epische Panorama ebenso beherrscht wie die poetische Mikroskopie“, lobte die Jury. Beyer widme sich „der Vergegenwärtigung deutscher Vergangenheit mit derselben präzisen Hingabe, mit der er die Welten der Tiere und Pflanzen erforscht.“ Der Autor habe in drei Jahrzehnten ein Werk geschaffen, das die Welt zugleich wundersam bekannt und irisierend neu erscheinen lasse.

Der im württembergischen Tailfingen geborene Marcel Beyer wuchs in Kiel und Neuss auf und lebt seit 1996 in Dresden. Er studierte Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft in Siegen und schloss sein Studium 1992 mit einer Arbeit über Friederike Mayröcker ab. Von 1989 bis 2000 gab er gemeinsam mit Karl Riha die Reihe „Vergessene Autoren der Moderne“ heraus. Zwischen 1992 und 1998 schrieb er für die Musikzeitschrift „Spex“.

Beyer hat zudem mehrere Poetikdozenturen wahrgenommen, zuletzt im vergangenen Januar und Februar an der Goethe-Universität Frankfurt. Im April kuratierte er die Veranstaltungsreihe „Sprache und Wissen“ im Berliner Haus der Kulturen der Welt.

Sein erster Roman „Das Menschenfleisch“, der von Liebe und Erotik und zugleich von der Sprache handelt, erschien 1991. Im selben Jahr legte er auch den Gedichtband „Walkmännin“ vor. Weitere Romane sind „Flughunde“ (1995), mit dem er einen größeren, auch internationalen Erfolg erzielte, sowie „Spione“ (2000) und „Kaltenburg“ (2008). Letzterer beschreibt das Leben und Arbeiten eines Wissenschaftlers und zugleich 70 Jahre deutscher Geschichte.

Kleist-Preis, Pastior-Preis

Beyer veröffentlichte außerdem die Lyrikbände „Falsches Futter“ (1997) und „Erdkunde“ (2002). Erzählungen und Essays enthalten „Nonfiction“ (2003) und „Putins Briefkasten. Acht Recherchen“ (2012). 2014 legte er den Gedichtband „Graphit“ vor. Beyer erhielt zahlreiche Preise, zuletzt 2014 den Kleist-Preis und den Oskar-Pastior-Preis.

Der Büchner-Preis ist nach dem in Darmstadt aufgewachsenen Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Freiheitskämpfer Georg Büchner (1813-1837) benannt. Er wurde erstmals 1923 vergeben. Preisträger waren unter anderen Carl Zuckmayer (1929), Anna Seghers (1947), Max Frisch (1958), Günter Grass (1965), Peter Handke (1973), Erich Fried (1987), Sarah Kirsch (1996) und zuletzt Rainald Goetz (2015).