Sulzano.
Das Kunstwerk wird geflutet – von Menschen. Deshalb müssen die Besucher von Christos schwimmenden Stegen in Norditalien weiter eine Menge Geduld mitbringen. Bereits eine Woche nach Eröffnung der Installation sollen Schätzungen zufolge gut 300 000 Menschen die Pontons erkundet haben – mehr als doppelt so viele wie erwartet. So wird allein der Weg zum Iseo-See in der Nähe von Brescia für viele eine Herausforderung ist. Nun sind auch noch die Öffnungszeiten wie geändert worden und wegen Unwetterwarnungen könnte die „Floating piers“ vorübergehend ganz geschlossen werden.
220 000 Schwimmwürfel
Christo (81) und sein Team haben drei Kilometer lange Stege vom Ort Sulzano auf die vorgelagerte Insel Monte Isola und von dort zu dem kleineren Eiland San Paolo verlegt. Sie sind aus 220 000 Schwimmwürfeln zusammengesetzt und mit einem leuchtend gelben Stoff bezogen – und sollen das Gefühl geben, über Wasser zu wandeln. Das Werk war Samstag vor einer Woche eröffnet worden und erlebt seitdem einen wahren Ansturm.
Vorgesehen war ursprünglich, dass die Installation auch während der Nacht zugänglich ist. Weil aber gerade auf Monte Isola die Folgen des Besucherandrangs nachts beseitigt werden müssten, habe man gemeinsam mit den Verantwortlichen der Insel entschieden, den Zugang zu den Stegen um 22 Uhr zu schließen, bestätigten die Verantwortlichen.
Demnach müssen die Besucher nach der Schließung die Installation bis Mitternacht verlassen haben. Morgens um 6 Uhr werden die Stege dann wieder geöffnet. Um diese Zeit standen aber nach Berichten italienischer Medien am Samstagmorgen bereits zehntausend Menschen Schlange. Auch der auf den Stegen verlegte Stoff war seit Eröffnung in Mitleidenschaft gezogen worden und musste ausgebessert werden.
Buch erscheint
Lange Schlangen gibt es aber nicht nur vor Ort. Auch bei der Anreise ist mitunter Geduld gefragt: Insbesondere im Bahnverkehr rund um Brescia, der nächstgrößeren Stadt, ist der Andrang weiter riesig. Die zuständige Bahngesellschaft Trenord wies vorsorglich darauf hin, dass die Strecke zu dem Kunstwerk am Iseo-See trotz einer Streikankündigung in der Region nicht betroffen sei.
In dieser Woche erscheint ein umfangreiches Buch zum Projekt. Es zeigt Entwürfe, Modelle und Skizzen und soll so neben der Vorstellungskraft auch den enormen Aufwand des Werks dokumentieren, wie der Taschen-Verlag mitteilte.
Das neueste Projekt des Verhüllungskünstlers war am ersten Tag von 55 000 Menschen aufgesucht worden. Das Wochenende über mussten Zug- und Fährverbindungen immer wieder unterbrochen werden. Insgesamt werden bis zum 3. Juli bis zu einer Million Besucher erwartet. Eine offizielle Zahl zur Halbzeit gab es nicht.