Bochum. . Wolfgang Welt ist tot. Der Autor und legendäre Schauspielhaus-Nachtportier starb im Alter von 63 Jahren in Bochum. Ein Nachruf.

„Ich schrieb mich verrückt“ ist einer der Kernsätze aus Wolfgang Welts Roman „Der Tick“, dem Abschlussband seiner Trilogie „Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe“, zu der auch „Peggy Sue“ und „Der Tunnel am Ende des Lichts“ gehören. Die Zeit, in der sich der abgebrochene Geschichts- und Anglistikstudent Wolfgang Welt verrückt schrieb, waren die 80er-Jahre. Bestens qualifiziert durch seine Arbeit als Plattenverkäufer urteilte sich Welt durch Alben und Konzerte, für Zeitschriften wie „Marabo“ und „Überblick“, für Szenemagazine wie „Sounds“ und „Musikexpress“ verfasste Welt fundierte, kantenscharfe Kritiken. Seine Maßstäbe hatten die Qualität kirchlicher Glaubenssätze, sein Gott war Buddy Holly.

Ein Fan: Peter Handke

Die Schärfe, mit der Welt Deutschrock-Stars wie Heinz Rudolf Kunze oder BAP verriss, war ebenso unerreicht wie ungebrochen subjektiv. Mit eben dieser radikalen Offenheit ging der am Silvestertag des Jahres 1952 in Bochum geborene Autor auch seine Bücher an: In atemlosem Erzähltempo ließ Welt sein eigenes Leben und den Pop von einst und jetzt Revue passieren. Auch die Di­agnose schizophrene Psychose inklusive stationärer Klinikaufenthalte und Lithiumtherapie wurde zum Gegenstand seiner Romane – nicht von ungefähr erschien 2012 eine Sammlung seiner kühnen, egomanischen Kritiken und Reportagen unter dem erwähnten Kernsatz aus dem „Tick“ als Titel. Über Wasser hielt sich Welt in der Folge als Nachtportier des Bochumer Schauspielhauses – und wurde so zu einer Kultfigur der Stadt.

Auch interessant

Die Meinungen darüber, wie literarisch Wolfgang Welts Texte waren, gingen weit auseinander. Das euphorische Lob solcher Fans wie Peter Handke oder des Literaturkritikers Willi Winkler sorgte immerhin dafür, dass 2006 nicht nur Welts Romantrilogie, sondern drei Jahre später auch „Doris hilft“ als Suhrkamp-Taschenbücher erschienen. Sein letztes Werk „Fischsuppe“ lag nur noch als E-Book vor – dem Popliteraten Welt war mehr und mehr der Stoff zum Schreiben abhanden gekommen.

Am vergangenen Sonntagmorgen ist Wolfgang Welt mit 63 Jahren in seiner Heimatstadt den Folgen einer langjährigen Erkrankung erlegen.