Düsseldorf. . Der Bergbau und das weiße Gold: Im Hetjens-Museum zeigt der Essener Sammler Achim Middelschulte seine einmalige Kollektion von Bergmanns-Porzellan

Wenn 2018 die letzte Zeche schließt, wird das Bild des Bergmanns irgendwann zum nostalgischen Motiv: Grubenhelm, Streifenhemd und Kohlestaub im Gesicht. Um 1750 wurde das öffentliche Bild der Unter-Tage-Arbeit noch ganz anderes gezeichnet, da zierten weißer Schachthut, Gamaschen und Goldschnallen-Schuhe die Figuren, die auf Tassen, Tellern, Teekannen und Schnupfdosen ihren Auftritt hatten. Oder sich als bergmännisch gekleidete Putti in Pose warfen.

In Auftrag gegeben hatte sie zunächst August der Starke, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, der die hauchfein abgebildeten Hauer und Flözarbeiter, Berggesellen und Steiger gerne auf seinen Festtafeln sah. Das sächsische Berg- und Hüttenwesen sorgte damals für großen Wohlstand – und lieferte zudem wichtige Rohstoffe für jenes edle Material, mit dem August der Starke in die Geschichte einging: das Meißner Porzellan.

Ex-Ruhrgas-Vorstand besitzt weltweit bedeutend­ste Privatsammlung

Achim Middelschulte, studierter Bergassessor in dritter Generation und ausgewiesener Kunstliebhaber, hat diese filigrane und hochästhetische Darstellung der harten Arbeitswelt immer schon fasziniert. Erste Stücke bekam er als junger Mann von seinem Großonkel geschenkt, im Laufe der Jahre hat er über internationale Auktionen eine ganze Reihe von Raritäten bergmännischer Kleinskulpturen und Kaffee-Services zusammengetragen.

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Heute besitzt der frühere Essener Ruhrgas-Vorstand, langjährige Vorsitzende des Folkwang-Museumsvereins und Eon-Kunstbeauftragte die weltweit bedeutend­ste Privatsammlung von Bergmanns-Porzellan aus dem 18. Jahrhundert – derzeit im Düsseldorfer Hetjens-Museum zu sehen. Die Ausstellung „Der Bergbau und das weiße Gold“ konzentriert sich auf Stücke des frühen 18. Jahrhunderts. Für Middelschulte ist es die Hochzeit der bergmännischen Porzellan-Kreationen, als die dunkle, unterirdische Arbeitswelt noch eine geradezu heile Schauwelt ist. Wie in der „Commedia dell’Arte“ werden die Bohrhauer, Stuffarbeiter und Zersetzer zu einer kecken Figurenreihe bergmännischer Positionen. Der Kon­trabassist, eine der ganz frühen Miniaturen von 1730, erinnert in seiner Schalkhaftigkeit heute eher an einen Harlekin und gehört zu den besonders kostbaren Raritäten der Sammlung.

Bergbau-Szenen in filigraner Exaktheit

Wie es sich für einen Sammler gehört, gilt Middelschultes Interesse vor allem den Objekten, die es nur einmalig oder sehr selten gibt. Wie die zwischen 1775 und 1780 gefertigten musizierenden Bergleute aus der Würzburger Porzellanmanufaktur, die der Tischrunde damals in feierlicher Tracht mit Triangel und Tamburin ihre Aufwartung machten. Gelegentlich bildeten die Porzellan-Skulpturen aber auch so etwas wie Arbeitsrealität nach. Etwa die Arbeitsszene der Erzgewinnung anno 1771: Zwei Bergleute zertrümmern mit einem Hammer schwere Gesteinsbrocken.

„Der kulturhistorische Aspekt hat mich interessiert“, erklärt Middelschulte, der seine Schätze bei Auktionen und Sammlungsverkäufen in aller Welt gefunden hat. Zu seinen ärgsten Kontrahenten gehörte übrigens Harry Oppenheimer, Sohn des Bergbaumagnaten und Diamantenkönigs: „Wenn der im Saal saß, wusste ich: Das wird teuer“, lächelt der 71-Jährige. Unzählige Stücke hat er zusammengetragen, darunter ganze Porzellan-Services, auf denen Bergbau-Szenen in filigraner Exaktheit nachgezeichnet wurden. Da türmen sich Erzhaufen vor Gebirgslandschaften, wird ein Bergjunge vom Steiger in die Arbeit eingewiesen, eine Kratze am Schleifstein geschärft.

2010 hat Middelschulte seine umfängliche Sammlung geteilt und zur Hälfte in die gemeinnützige Achim und Beate Middelschulte Stiftung gegeben. Nach weiteren Ausstellungs-Stationen sollen die edlen Stücke ab 2018 ihre dauerhafte Heimat im Bergbau-Museum in Bochum finden. Weitere Ankäufe nicht ausgeschlossen. Denn die „Maladie de porcelaine“, die sich schon August der Starke attestierte, sie hat irgendwann auch den Essener Sammler erwischt.

„Der Bergbau und das weiße Gold“. Hetjens-Museum – Deutsches Keramikmuseum, 40213 Düsseldorf, Schulstraße 4. Bis 7. August.

Öffnungszeiten: Di-So 11-17 Uhr, Mi 11-21 Uhr. Eintritt 5 €, erm. 2,50 €.