Essen. Uwe Lyko, auch bekannt als Ruhr-Rentner Herbert Knebel, ist mit seinem neuen Soloprogramm unterwegs. Fans dürfen sich freuen – auf Quanten, Spam und einen Zug mit Guste drin.

Sogar ein Herbert Knebel kommt irgendwann mal in die Jahre, in denen er im Supermarkt nicht mehr so kinderleicht an die Bückware kommt. Gegen die schlimmsten Beschwerden hat er sich nun ein Rezept ausgestellt, das eigentlich nicht mal verschreibungspflichtig wäre: „Im Liegen geht’s!“ So zumindest heißt sein handgezählt viertes Solo-Programm, bei dem die Zipperlein kommen – und gleich wieder weggelacht werden. Wir haben schon mal vorgeschaut.

Wenn Knebel programmatisch in die Horizontale geht und sich ein formschönes Sitz- und Liegemöbel mit auf die Bühne stellt, ergibt sich natürlich die Frage: Wo geht es eigentlich wilder zu, bei Hempels unterm Sofa oder bei Knebels auf der Couch? Das lässt sich nun leicht beantworten, denn die knebelsche Malässen-Parade zeigt eindeutig die wilderen Auswüchse. Sei es beim Doktor („Ich lass da nix schlurren. Alle 20 Jahre geht’s zum Check-up!“), anschließend bei der Wassergymnastik („Na, ihr Arthrosebomben!“) oder beim asiatischen Wellness-Wochenende in der Evangelischen Bildungsstätte im Sauerland („Hömma, ihr habt hier Entspannung aber bitter nötig“).

Auch Körperpflege wird im Alter immer wichtiger. Knebel nimmt seine Zuschauer mit zur Fußpflege („Da waren die vonne Socken, als die meine Quanten gesehen haben“), auf die Sonnenbank („Ich war nur anne Flossen braun und im Gesicht“) oder unter der Dusche, wo es sich auf dem Kopf auf einmal so speckig anfühlte („Ich hatte die Kappe noch auf!“).

Mit dem Nachbarn eine Weltkriegsbombe ausbuddeln

Dass der Ruhr-Rentner nebenbei mit seinem Nachbarn, dem Willi Ketzer, noch eine Weltkriegsbombe ausbuddelt („Da stand drauf: RAF. Und ich denk: Ach du scheiße, Baader-Meinhof!“), daraufhin beim Zusammenpacken der wichtigsten Dinge mit Gattin Guste in Streit gerät, weshalb er die Evakuierung verpasst, das fällt im Reigen der Heldentaten fast schon unter ferner liefen.

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Die Knebel Solo-Programme sind immer aufs Trefflichste verknüpfte Einzelnummern, die sich oft durch eine verzwickte innere Logik und bodenständigen Hintersinn auszeichnen. Diesem Anspruch wird Uwe Lyko, der Mann hinter der Knebel-Brille, auch diesmal gerecht. Man kennt ein paar der Themenfelder (Beantwortung von Spam-Mails, Betreuung von Zwangsneurosen, aberwitzige Geschäftsideen) zwar schon aus dem Knebelschen Gesamtwerk, jedoch staunt man immer wieder, wie das Autorenteam um Uwe Lyko all dem neue Gags abgewinnen kann.

„Ich hab’ Bluesdruck“

Auch der musikalische Anspruch stimmt wieder. Bei den Zwischenspielen holt Knebel seinen Gitarristen Ozzy Ostermann (Georg Göbel-Jakobi) mit auf die Bühne – und dann gibt’s manchmal anspruchsvolle Instrumentals oder kongeniale Knebel-Cover. Diesmal übrigens gleich zwei von den Beatles. Zu „One After 909“, bei dem Knebel natürlich auf den endlos verspäteten Zug wartet, in dem Guste kommen soll. Und eine rentengerecht älter gemachte Version von „When I’m 64“, die in diesem Fall heißt: „Wenn ich 94 bin“.

Außerdem macht Knebel einen Ausflug in den Blues („Ich hab’ Bluesdruck“), bei dem es schon ein kleines bisschen schwermütiger wird. Aber selbst dagegen hat Knebel ein Mittelchen gefunden. Welches das ist? Na klar, Bluesdrucktabletten!