Von der Bierzeltbühne an die Spitze der Charts: Den singenden Brüdern Bernd und Karl-Heinz Ulrich aus Hessen gelang vor drei Jahren ein märchenhafter Aufstieg im Schlagergeschäft. Nach jahrzehntelanger Tingelei avancierten die „Amigos” nach innerhalb kürzester Zeit zu Plattenmillionären.
Herr Ulrich, der ganz große Erfolg kam vor einigen Jahren gewissermaßen über Nacht zu Ihnen – können Sie sich noch an den Moment erinnern, in dem sie zum ersten Mal gedacht haben: Jetzt haben wir's nach all den Jahren doch noch geschafft!
Bernd Ulrich: Da gab's mehrere. Einer war der, als wir zum ersten Mal Werbung für uns im Radio hörten: Als es hieß „Vorhang auf für die Amigos” – da haben wir gedacht, das darf nicht war sein: Die machen tatsächlich Werbung für unsere Lieder!
Haben Sie sich denn inzwischen daran gewöhnt, ein Star zu sein?
Ulrich: An den Erfolg schon. Aber wir werden uns nie daran gewöhnen, Stars zu sein – mit dem Wort wissen wir gar nichts anzufangen. Vielleicht können Sie mir ja sagen, wie ich mich da zu verhalten habe? Soll ich durch die Straßen laufen und brüllen, „Ich bin ein Held!”? Nein, wir genießen den Erfolg einfach und wissen auch, wem wir das zu verdanken haben: dem Durchhaltevermögen der Fans.
Vermissen Sie auch etwas aus der Zeit, als Sie noch als unbekannte Band bei Schützenfesten aufgetreten sind?
Ulrich: Ich möchte keine Minute missen, die wir damals in den brütend-heißen Festzelten gesessen haben. Natürlich war es eine harte Zeit – weil wir berufstätig waren. Wir haben ja immer bis Freitagmittag gearbeitet, dann schnell heim, geduscht, den Hänger geladen und ab. Aber es hat uns Spaß gemacht.
Sie singen in Ihren Liedern häufig über Engel – am bekanntesten ist Ihr Titel „Und dann kam ein Engel”. Glauben Sie selbst an himmlische Wesen – oder ist Ihnen gar schon mal eins begegnet?
Ulrich: (lacht) Ja, in Form von meiner Frau. Aber was heißt glauben? Ich denke zunächst mal, wer nicht glaubt, ist allein. Viele Menschen haben uns geschrieben, dass ihnen das Lied geholfen hat. Wer wünscht sich nach dem Verlust eines geliebten Menschen nicht, dass er ihn als Engel noch mal wiedersieht.
Inzwischen hat Sie ja auch schon TV-Giftspritzer Oliver Kalkofe aufs Korn genommen – auf eine Art ist das ja fast so etwas wie ein Kompliment im Showgeschäft...
Ulrich: Das war auch meine Meinung. Viele Fans haben natürlich gesagt, „So einer, den würde ich anzeigen!” Da hab ich geantwortet: „Lasst nur, das ist für uns wie ein Ritterschlag.” Aber wenn ich ihm begegne, werde ich zu ihm sagen: „Hättest du in der Schule besser aufgepasst, müsstest du nicht auf solche Art und Weise dein Geld verdienen.” (lacht)
Stimmt es, dass WDR 4 keine Amigos-Titel spielt?
Ulrich: Einem Fan hat Hans-Holger Knocke von WDR 4 auf seine Nachfrage geantwortet, bislang hätte keine Amigos-CD den Qualitäts-Ansprüchen der Redakteure genügt. Ich finde es schade, dass die Leute ihre GEZ-Gebühren bezahlen müssen und von WDR 4 einfach gesagt kriegen, „Haltet den Mund und nehmt das, was wir euch vorsetzen.”
Sie sparen in Ihren Liedern Themen wie Kindesmissbrauch nicht aus – ist das nicht ein bisschen zu beklemmend für Schlagermusik?
Die Amigos live:
4.9.2009 Krefeld
13.3.2010 Duisburg
26.3.2010 Siegen
27.3.2010 Hagen.
Karten (ca. 28-45 €) gibt es in unseren TICKET-SHOPs: 01805/280123, www.DerWesten.de/tickets
Ulrich: Das mag die Meinung vieler Kollegen sein. Aber was, bitteschön, soll ich denn singen? Soll ich singen, die Welt ist gut, die Welt ist schön? Soll ich singen, Sommer, Sonne, Meer – soll ich von Urlaub singen, den sich kaum noch einer leisten kann in Deutschland? Oder soll ich über Sachen singen, die tagtäglich geschehen? Das Thema Kindesmissbrauch liegt uns schon lange am Herzen. Es ist ein Wahnsinn, dass Wiederholungstäter immer noch auf freien Fuß gesetzt werden und Kindesmissbrauch verjährt.
Ein ganz anderes Thema: Sie haben ja den Beruf des Brauers ausgeübt: Können Sie uns verraten, was das Geheimnis eines richtig guten Bieres ist?
Ulrich: Da hat jeder sein Spezial-rezept. Aber ganz wichtig ist das Wasser, einer der wichtigsten Bestandteile im Bier. Und auch die sorgfältige Auswahl von Gerste, Hopfen, Malz machen ein gutes Bier aus.
Welches Bier trinken Sie selbst am liebsten?
Ulrich: Ein ganz normales Pils. Es wird ja zur Zeit alles Mögliche ins Bier gekippt – irgendwann hauen sie noch Bienenhonig da rein. Es gibt ja Cola-Bier, Bier mit Fruchtsaft – das ist alles Quatsch.
Ihr Bruder hat seine berufliche Laufbahn als Kraftfahrer bereits in Songs wie „Stau auf der Autobahn” verarbeitet. Wann können wir mit einem Amigos-Lied über die Kunst des Bier-Brauens rechnen?
Ulrich: (lacht) Was soll ich denn da schreiben? „Es gibt kein Bier auf Hawaii” gibt's ja schon. Die Truckersongs liegen uns da mehr, denn C´ountry-an-gehaucht sind wir beide. Und über Trucker lässt sich eben einfacher ein Lied machen, als über einen Bierbrauer.
Das wäre doch eine Herausforderung...
Ulrich: (lacht) Wenn ich's fertig habe, kriegen Sie es als erstes!