„Oh! Heute hat der Krieg begonnen. Niemand wollte es glauben.“ So beginnen am 1. September 1939 die Tagebuchnotizen einer unbekannten jungen Schwedin: Sekretärin im „Königlichen Automobilclub“ in Stockholm, 31 Jahre alt, Ehefrau und Mutter.

Astrid Lindgren heißt diese Frau, die das Weltgeschehen und die Auswirkungen auf das zivile Leben in den Jahren des Zweiten Weltkriegs auf ganz eigene Weise festhält. 17 in Leder gebundene Büchlein füllt sie mit Zeitungsausschnitten, Fotos und Notizen, kommentiert Siege und Niederlagen und politische Verhandlungen. Hier schreibt eine wache, mitfühlende junge Frau, die ihr Entsetzen oft in Ironie verpackt. Zunächst fürchtet sie Russland mehr als Deutschland, bald aber notiert sie: „Mit einem Volk, das im Abstand von etwa 20 Jahren so gut wie die ganze übrige Menschheit gegen sich aufbringt, kann etwas nicht stimmen.“

Abgesehen von akribisch aufgelisteten Geburtstags- und Weihnachtsgeschenken und Schilderungen von Familienfeiern schreibt Lindgren wenig Privates. Dennoch ist hier eine Schriftstellerin in ihrem Werden und Reifen zu beobachten, wird der Wille zur Gestaltung des Geschriebenen immer deutlicher erkennbar.

Zugleich unterhält Astrid Lindgren Karin, ihre Tochter aus der Ehe mit Sture Lindgren, mit Geschichten eines wirklich wilden Mädchens. Und Karin tauft es – Pippi Langstrumpf.